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Treffen der Tandems

Bei einem Mentoring-Programm tauschen sich angehende Lehrer mit zukünftigen Kollegen aus

Freiburg, 31.03.2017

Treffen der Tandems

Foto: Africa Studio/Fotolia

Seit dem Wintersemester 2016/17 gibt es ein Mentoring-Programm, das Lehramtsstudierende höherer Semester mit erfahrenen Lehrerinnen und Lehrern zusammenbringt. 15 Tandems aus unterschiedlichen Fachbereichen haben sich inzwischen zusammengefunden, um sich über Fragen und Erfahrungen auszutauschen.


Foto: Africa Studio/Fotolia

„Für mich ist das ein wahnsinnig spannender und schöner Moment: nach der langen Planungszeit zu sehen, wie die Personen zum ersten Mal miteinander in Kontakt kommen“, sagt Heike Elisabeth Kapp, Koordinatorin des Kompetenznetzwerks Studierendenmentoring der Universität Freiburg. Kapp ist die Matchmakerin: Sie wählt die Mentees aus und ordnet sie den passenden Mentorinnen und Mentoren zu. Im Dezember 2016 startete sie das Projekt mit einer Kick-off-Veranstaltung. Die bisherigen Rückmeldungen sind positiv, gerade was die Zusammensetzung der Tandems betrifft. „Sie verstehen sich richtig gut“, freut sich die Koordinatorin.

Marieluise Bartmann ist eine der Mentorinnen. Sie unterrichtet Biologie und Chemie am Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg. Nach ihrem Diplom in Biologie und einem anschließenden Staatsexamen in Chemie machte sie ein Referendariat und arbeitet seit 12 Jahren als Lehrerin. Kapp sprach sie auf einem Kongress an; so erfuhr Bartmann vom Mentoring-Programm und entschied sich zur Teilnahme – aus reiner Neugierde. „Ich möchte vor allem Kontakt zu Studierenden bekommen“, erklärt sie ihre Motivation. „Abiturklassen stellen oft Fragen zum Studium, daher finde ich es wichtig mitzubekommen, was einen im Studium bewegt und wie es heutzutage abläuft“, sagt Bartmann.

Fragen im Café

Ihre Mentee heißt Giulia Weinkauf. Sie studiert Biologie und Französisch auf Gymnasiallehramt und ist im fünften Semester. Weinkauf gehört zu den wenigen Mentees, vom Kompetenznetzwerk aufgrund einer guten Bewerbung schon vor dem Praxissemester zum Mentoring-Programm zugelassen wurde. „Ich stehe gerade vor der Entscheidung, ob ich das Studium weitermache“, berichtet sie. „Meine Mentorin ist Quereinsteigerin. Ich sehe jetzt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Das finde ich total spannend.“


Erfahrungen weitergeben, Inspiration tanken: Die Lehrerin Marieluise Bartmann (links) und die Studentin Giulia Weinkauf profitieren beide vom Austausch. Foto: Patrick Seeger

Ungefähr alle zwei Monate bietet das Kompetenznetzwerk ein Treffen an, bei dem sich die verschiedenen Tandems austauschen können. In Planung sind außerdem Workshops zu Themen wie „Interkulturelle Kompetenz“ oder „Inklusion“. Viele der Teilnehmenden haben sich bereits öfter zu zweit getroffen, Weinkauf und Bartmann erst einmal – informell in einem Café. Dabei sprachen sie nicht nur über fachliche Themen. „Es ging auch um die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, wie viel Zeit man da rein investieren muss, um Freizeit und um die Frage, wie sich der Beruf mit einer Familie vereinbaren lässt“, fasst Weinkauf zusammen.

Für die Treffen ist eine hohe Eigeninitiative erforderlich, findet die Studentin: „Jeder muss sich überlegen, wie viel Zeit er investieren und was er daraus mitnehmen will. Und dann schaut man einfach, wohin einen das Gespräch führt“. Nach ihren Prüfungen möchte Weinkauf den Unterricht von Bartmann besuchen, um dort einen praktischeren Einblick in den Berufsalltag zu bekommen. Außerdem haben die beiden bereits Kontakt zu einem anderen Tandem aufgenommen, ebenfalls aus der Biologie. „Da könnte ein Austausch zu viert ganz interessant sein“, sagt die Lehrerin.

Inspiration tanken

„Ich hoffe, dass wir noch mehr Lehrkräfte für das Programm begeistern können und dass sich das Angebot auch bei den Studierenden rumspricht“, sagt Kapp. Die Teilnehmenden bestimmen selbst, wie sie die Treffen gestalten und ob sie über Studienplanung, den Berufseinstieg oder konkrete Probleme im Lehrberuf sprechen. Die Mentoren seien für die Wünsche der Mentees offen, berichtet Kapp: „Sie teilen ihre Erfahrungen gerne. Daher sprechen sie momentan mehr über die Realität des Lehrerberufs als über das Leben der Studierenden.“ Dass nur die Mentees vom Mentoring profitieren, findet Bartmann aber nicht:„Es geht dabei auch um Inspiration. Beide Seiten bekommen einen neuen Input. Ich bin absolut davon überzeugt, dass das auch mir etwas bringt.“


Alle zwei Monate bietet das Kompetenznetzwerk ein Treffen an, bei dem sich die verschiedenen Tandems austauschen. Foto: Patrick Seeger

Zweite Runde

Besonders gespannt ist Kapp, ob die Lehrer in der nächsten Laufzeit nochmal als Mentoren zur Verfügung stehen wollen. Möglich ist auch, dass einige Tandems das Mentoring privat weiterführen. „Noch in diesem Jahr starten wir eine zweite Staffel“, plant sie. Ab Sommer 2017 kann man sich dafür bewerben. Am Programm ändere sich nichts, doch das Konzept werde um einen Kniff reicher: „Die Mentees können im zweiten Schritt nicht nur nehmen, sondern auch geben“, sagt Kapp. „Erfahrene Studierende werden dann zu Mentoren für ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen aus den jüngeren Semestern.“

Sarah Schwarzkopf

Freiburg Advanced Center of Education

Das Mentoring findet unter dem Dach des Freiburg Advanced Center of Education (FACE) statt. Die Einrichtung ist eine Kooperation zwischen der Albert-Ludwigs-Universität und der Pädagogischen Hochschule Freiburg. FACE hat zum Ziel, ein gemeinsames Netzwerk aufzubauen, das die Kompetenzen vor Ort in der Lehrerbildung bündelt.

www.face-freiburg.de


Mehr Informationen zum Mentoring

www.mentoring.uni-freiburg.de