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Kunstwerke reisen um die Welt

An der Universität Freiburg richtet „museOn“-Leiter Chistian Wacker eine Tagung für Museumsschaffende aus

Freiburg, 02.05.2017

Kunstwerke reisen um die Welt

Foto: Jürgen Gocke

Ende April 2017 fand an der Universität Freiburg unter dem Titel „Von mir zu Dir. Sammeln – Dokumentieren – Leihen“ die jährliche Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Sammlungsmanagement der Fachgruppe Dokumentation des Deutschen Museumsbundes (DMB) statt. Ausrichter als Partner vor Ort ist dieses Jahr „museOn/Weiterbildung & Netzwerk“ unter wissenschaftlicher Leitung von Dr. Christian Wacker. „museOn“ ist eine universitäre Einrichtung mit Angeboten zur wissenschaftlichen Weiterbildung von Museumsschaffenden. Eva Opitz hat sich mit Christian Wacker über die Herausforderungen bei der Organisation von  Sonderausstellungen unterhalten.


Bei einer Weiterbildungsveranstaltung von „museOn“ lernen die Teilnehmer im Zentralen Kunstdepot in Freiburg, Kunstwerke für den Transport sicher zu verpacken.
Fotos: Jürgen Gocke

Herr Wacker, warum hat die Arbeitsgemeinschaft des DMB Freiburg als Tagungsort ausgewählt?

Christian Wacker: Die Vielfalt der wissenschaftlichen Module in unserem Programm sowie die zahlreichen Schnittstellen mit der Sammlungstätigkeit einer traditionsreichen Universität haben den Ausschlag gegeben. Statt in einem Museum versammeln sich daher dieses Jahr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Sammlungen aus ganz Deutschland an der Universität Freiburg.

Was ist der Schwerpunkt der Tagung?

Im Zentrum steht der Leihverkehr zwischen den Sammlungen. Er hat in den vergangenen Jahren mit der Zahl der Sonderausstellungen stark zugenommen. Die Highlights einiger Museen sind durchgehend ausgeliehen. Die Bereitschaft, sich gegenseitig auszuhelfen, ist ebenfalls gestiegen, nach dem Motto: Kriege ich deinen Van Gogh, kriegst du meinen Picasso. Für die Museen bringt das viel Arbeit, aber auch eine deutliche Steigerung der Besuchszahlen, an denen die Häuser gemessen werden.

Ein Museum plant eine Sonderausstellung. Was sind die wichtigsten Schritte?

Der erste Schritt ist die Anfrage des Leihnehmers an das Museum seiner Wahl. Verläuft sie nach Prüfung des Hauses positiv, geraten vor allem Transport und Versicherung in den Blickpunkt. Der Wert der Versicherung richtet sich nach dem Wert des Bildes und den Risiken des Transports. Müssen die Stücke zwischendurch umgeladen werden, erhöht das sofort die Kosten. Es kommen für den Transport wertvoller Objekte nur wenige spezialisierte Speditionen in Frage. Der ganze Vorgang treibt die Kosten in die Höhe, was beispielsweise bei einem Bild des niederländischen Malers Vermeer für den Leihnehmer einen sechsstelligen Betrag bedeuten kann.

Gehört zu den Risiken auch die Gefahr, dass ein Werk auf dem Weg gestohlen wird?

Ganz klar, nein. Der Besitzer hat Anspruch auf maximale Sicherheit. Mir ist bisher kein Fall bekannt, dass etwas während des Transports entwendet wurde oder verloren ging. Es kann allerdings passieren, dass beim Umladen an einem Flughafen die Kiste mit dem Kunstwerk bei 50 Grad Celsius zwei bis drei Stunden draußen stehen bleibt. Das geschieht, egal ob da Bananen oder Bilder von Picasso drin sind. Die Transportkisten sind jedoch klimatisiert und mit allen Finessen ausgestattet. Bei einem sehr sensiblen Umgang mit dem Bild, was der Leihgeber verlangen kann, würde es zudem in einen schwebenden Rahmen gesetzt, um eventuelle Stöße abzufedern. Das ganze Transportwesen ist eine Wissenschaft für sich geworden.

Foto: Jürgen Gocke
Der Leihverkehr zwischen den Sammlungen hat mit der Zahl der Sonderausstellungen stark zugenommen, berichtet Christian Wacker. Foto: Jürgen Gocke

Gibt es Bilder und andere Sammlungsstücke, die nie in einer Sonderausstellung zu sehen sein werden?

Ja, dazu gehört die Mona Lisa im Louvre. Bei der übergroßen Fülle von Anfragen und der Höhe der Risiken haben sich die Verantwortlichen entschlossen, das berühmte Bild nicht auszuleihen. Wenn es außerdem offensichtlich ist, dass ein Werk so filigran gestaltet ist, dass es bei aller Vorsicht trotzdem Schaden nehmen könnte, bleibt es ebenfalls an seinem gewohnten Platz im Museum.

Betrifft der Leihverkehr nur die großen, bekannten Sammlungen?

Nein, ganz und gar nicht. Auch die eher kleinen, regionalen Sammlungen warten mit gefragten Exponaten auf. Der Austausch tut auch ihnen gut. So ging die im Sportmuseum in Basel ausgestellte Trillerpfeife, mit der das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 1954 gepfiffen wurde, auf große Reise nach Manchester. Da brauchte es allerdings keinen Laster. Einer der Mitarbeiter hat sie eingepackt und persönlich nach England gebracht.

Woher wissen die Managerinnen und Manager der Sonderausstellungen, welche Werke für sie interessant sein könnten?

Früher waren alle Kunstwerke auf Karteikarten erfasst. Das hat sich radikal geändert mit der digitalen Erfassung der gezeigten Sammlungen und der Depots. Die Kuratorinnen und Kuratoren verschaffen sich so schnell einen Überblick. Das verkürzt die Recherche und steigert die Qualität der Ausstellungen.

Text zur Tagung

museOn | Weiterbildung & Netzwerk

 

Eindrücke aus dem Zentralen Kunstdepot der Städtischen Museen Freiburg: