Die Qualität in der Lehre sichern
Freiburg, 26.10.2017
Der Exzellenzwettbewerb ist nicht der einzige Marathon, für den sich die Universität Freiburg derzeit rüstet: Ende September 2017 wurde ihrem Antrag auf Zulassung zur Systemakkreditierung stattgegeben. Sollte das Verfahren positiv ausgehen, dürfte die Universität ihre mehr als 200 Studiengänge selbst einer Qualitätsprüfung unterziehen – bisher war das Sache von externen Agenturen. Um das Siegel des Akkreditierungsrates vergeben zu können, muss sich die Universität in einem knapp zwei Jahre langen Prozess bewähren. Rimma Gerenstein hat Prof. Dr. Juliane Besters-Dilger, Prorektorin für Studium und Lehre, gefragt, was sie sich von der Systemakkreditierung erhofft.
Foto: Thomas Kunz
Frau Besters-Dilger, warum hat sich die Universität zur Systemakkreditierung entschlossen?
Der Übergang von der bisherigen Programm- zur Systemakkreditierung war schon im Struktur- und Entwicklungsplan 2014-2018 angedacht. Wir haben 2015 damit angefangen, diese Option ernsthaft zu prüfen. Ein Team hat systemakkreditierte Hochschulen besucht und deren Erfahrungen zusammengetragen. Auf dieser Basis haben wir ein Konzept entwickelt, das gut zu Freiburg passt und die Vielfalt unserer Fächer und Fakultäten berücksichtigt. Im Wintersemester 2016/17 starteten wir einen Probelauf mit zehn Studiengängen der Philosophischen Fakultät, und die Ergebnisse haben uns überzeugt. Wir sind aber nicht die einzigen, die diesen Weg beschreiten: In Baden-Württemberg zum Beispiel haben sich nahezu alle Universitäten für die Systemakkreditierung entschieden, Mannheim und Ulm sind wie Freiburg auf dem Weg
Welche Vorteile sehen Sie?
In Zukunft wird den Hochschulen immer mehr die Aufgabe zukommen, ihre eigene Qualitätssicherung zu gewährleisten. Wir haben also die Chance auf mehr Autonomie. Bisher wurden unsere Lehrangebote von externen Gutachterinnen und Gutachtern geprüft, die von Agenturen geschickt wurden. Es ist klar, dass sie nicht immer mit den spezifischen Besonderheiten des jeweiligen Fachs am Standort Freiburg vertraut sein konnten. Mit der Systemakkreditierung nehmen wir die Qualitätssicherung in die eigene Hand. Außerdem ist der Akkreditierungsprozess für die Fächer und Fakultäten weniger aufwändig.
Was ändert sich für die Fakultäten?
Sie werden mehr Verantwortung tragen und mehr Freiraum bekommen, um die Studiengänge nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Ende Dezember 2017 wird der Interne Akkreditierungsausschuss (IAA) gegründet. Jede Fakultät entsendet acht Personen – je zwei Hochschullehrende, zwei Vertreterinnen und Vertreter aus dem Mittelbau, zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Administration und Technik sowie zwei Studierende. Zusätzlich hat die Verfasste Studierendenschaft die Möglichkeit, zwei weitere Vertreter zu benennen. Damit wären wir bei insgesamt 90 Personen. Die einzelnen Akkreditierungen werden aber immer von einer fünfköpfigen Gruppe durchgeführt. Somit stellen wir sicher, dass die Mitglieder des IAA nicht überlastet werden.
„Der gesamte Prozess ist eine Chance, die Qualitätskultur in unserer Lehre zu stärken“: Juliane-Besters Dilger ist von den Vorteilen der Systemakkreditierung überzeugt.
Foto: Sandra Meyndt
Besteht nicht die Gefahr, dass die Objektivität in eine Schieflage gerät, wenn die Qualitätsprüfung zu einer Entscheidung des eigenen Hauses wird?
Keineswegs. Jeder Studiengang muss sich – neben einem eigenverantwortlichen Monitoring – nach wie vor alle sechs Jahre einer Prüfung unterziehen, die wesentlich von externen Gutachtern bestimmt ist. Der Blick von außen ist unverzichtbar. Für die Auswahl der Gutachter gibt es Vorgaben, die sicherstellen, dass die Person unbefangen ist. Der Vorteil liegt darin, dass die Fächer unter Berücksichtigung dieser Vorgaben selbst vorschlagen können, welche Gutachter eingeladen werden. Sie können gezielt Personen wählen, die sich auf einem Gebiet besonders gut auskennen und von denen sie sich eine faire und realistische Einschätzung erwarten.
Häufig wird an der Systemakkreditierung kritisiert, dass sie zu teuer sei.
Das stimmt, Systemakkreditierung ist kostenintensiv – doch sie ist auch ein anerkanntes Qualitätssiegel. Der gesamte Prozess ist eine Chance, die Qualitätskultur in unserer Lehre zu stärken, unsere Angebote kritisch zu hinterfragen und immer wieder weiterzuentwickeln – und zwar als Diskussion, die innerhalb der gesamten Universität geführt wird.
Systemakkreditierung
Die Albert-Ludwigs-Universität hat im September 2017 erfolgreich einen Antrag auf Zulassung zum Verfahren der Systemakkreditierung bei der Zentralen Evaluationsagentur (ZEvA) aus Hannover gestellt. In diesem Prozess muss die Universität Freiburg nachweisen, dass sie die Qualitätssicherung ihrer Studiengänge selbstständig übernehmen kann. Bisher wurden die Bachelor- und Masterstudiengänge von externen Agenturen im Rahmen so genannter Programmakkreditierungsverfahren qualitätsgesichert. Mitte 2019 soll der Übergang auf das neue Verfahren abgeschlossen sein. Das Team Qualitätsmanagement in Studium und Lehre aus der Abteilung Lehrentwicklung ist an der Universität Freiburg für den Prozess zuständig.
Mehr Informationen auf der Website des Qualitätsmanagements
www.uni-freiburg.de/go/qmlehre