Austausch zwischen Campus und Bevölkerung
Freiburg, 18.02.2020
Die Universität Freiburg will auch 2020 neue Lehrformate für den reziproken, also wechselseitigen, Wissenstransfer zwischen Forschenden und der Öffentlichkeit erarbeiten und umsetzen. Bis zum 28. März können Forscherinnen und Forscher der Universität ihre Anträge einreichen.
Verschlungene Wege: Schüler und Forscher sammeln gemeinsam Informationen über Bestäuber wie die Wildbienen. Foto: Felix Fornoff
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung will die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Bürgerinnen und Bürgern stärker fördern. Die Universität Freiburg bietet eine Reihe an Formaten wie zum Beispiel das „Studium generale“, „Colloquium politicum“ oder die „Freiburger Horizonte“ an. Neben dem einseitigen Transfer vom Campus in die Gesellschaft, wie er bei solchen Vortragsreihen üblich ist, stärkte die Universität 2019 auch den reziproken, also wechselseitigen, Austausch, bei dem die Forschung zudem von dem Interesse, der Mitarbeit und den Erfahrungen gesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure profitiert. Für Prorektorin Prof. Dr. Juliane Besters-Dilger gilt: „Die Wissenschaft entfaltet ihre volle Wirkung vor allem dann, wenn sie in die Gesellschaft hineinwirkt und von ihr Impulse empfängt.“ Im Zuge dessen baute die Universität sechs bestehende Projekte wie Dialogveranstaltungen, Schulprojekte und Webinare aus. 2020 stehen insgesamt 20.000 Euro für neue Vorhaben sowie den Ausbau bestehender Projekte zur Verfügung.
Die neuen Formate sollen einen offenen Austausch zwischen Forschenden und der Öffentlichkeit ermöglichen. Zum Beispiel arbeiten in so genannten Reallaboren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Zivilgesellschaft zusammen, wobei das Lernen voneinander im Vordergrund steht. Bei „Citizen Science“, einer Form der offenen Wissenschaft, wirken interessierte Laien ganz oder teilweise an Projekten mit und melden dabei Beobachtungen, führen Messungen durch oder werten Daten aus.
Kleine Häuser in der Post
Ein erfolgreiches Beispiel für ein von Wissenstransfer geprägtes Lehrformat ist das „Schulinsektenhaus“ von Dr. Felix Fornoff von der Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie: Schülerinnen und Schüler des UWC Robert Bosch College arbeiten seit 2018 mit Freiburger Forschenden zusammen, um Daten über Bestäuber wie die Wildbienen zu sammeln. Die Gruppe hat jeweils zwei Insektenhäuser an Schulen in ganz Deutschland versandt. Nach dem Sommer schickten die Schulen wiederum ein Haus zurück. Anhand der winzigen Bewohner lassen sich die Art und Anzahl der vorkommenden Insekten für jeden Schulstandort analysieren. Das Porto für den Versand von insgesamt 320 Päckchen hat Fornoff aus Mitteln der Ausschreibung finanziert.
Gemeinsam an Ergebnissen arbeiten
Bei dem Projekt erfasst die Gruppe beispielsweise, wie sich neue Arten ausbreiten, welche Nahrungsgewohnheiten sie haben und wo ihre Verbreitungsgrenzen liegen. Laufen diese Beobachtungen über einen längeren Zeitraum, können die Wissenschaftler Populationstrends erfassen und Ursachen des Insektenrückgangs herausfinden. Der Landschaftsökologe Fornoff sieht in dieser Form des reziproken Wissenstransfers nachhaltige Effekte, besonders bei jungen Leuten: „Die Schülerinnen und Schüler sind nun nicht nur mit der Ökologie von Bienen und Wespen vertraut, sondern auch von der Akribie und dem Umfang von wissenschaftlichen Forschungsprojekten beeindruckt. Schulen in ganz Deutschland freuen sich über die gemeinsamen Ergebnisse und darüber, Teil eines Forschungsprojekts zu sein.“
Patrick Siegert
Ausschreibung
Das Prorektorat für Studium und Lehre lädt Forscherinnen und Forscher der Universität Freiburg ein, ein Konzept für reziproken Wissenstransfer einzureichen. Die Höchstfördersumme pro Antrag beträgt 5.000 Euro. Eine Auswahlkommission wird die Konzepte begutachten und innerhalb von drei Wochen eine Entscheidung bekannt geben. Bewerbungsschluss ist der 28. März 2020.
Weitere Informationen
Video zu Felix Fornoffs Lehrprojekt