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Studierende helfen in der Pandemie

Die „Corona-Hilfe der Offenen Fachschaft Medizin Freiburg e.V.“ erhält den Alumni-Preis für soziales Engagement

Freiburg, 06.11.2020

Studierende helfen in der Pandemie

Foto: Klaus Polkowski

1.700 Studierende sind im Frühjahr 2020 dem Aufruf der „Corona-Hilfe der Offenen Fachschaft Medizin Freiburg e.V.“ gefolgt und haben ihre Bereitschaft erklärt, sich in der Pandemie für das Gesundheitswesen zu engagieren. Der Förderverein Alumni Freiburg e.V. hat die studentische Initiative nun mit dem Alumni-Preis für soziales Engagement ausgezeichnet.

Meret Quante, Tobias Henke und ihre Mitstreiter haben die studentische Gruppe „Corona-Hilfe der Offenen Fachschaft Medizin Freiburg e.V.“ gegründet. Foto: Klaus Polkowski

Meret Quante absolvierte im März 2020 gerade ein Praktikum in einem Krankenhaus in Tunesien, als die Hiobsbotschaft sie erreichte: vom neuartigen Coronavirus, das sich auch in Südbaden pandemieartig ausbreitete. Die Gesundheitseinrichtungen bereiteten sich auf einen Ansturm von Patientinnen und Patienten vor. Ein Kollaps des Gesundheitssystems musste verhindert werden. Die Medizinstudentin im zehnten Semester, die einmal als Kinderärztin arbeiten will, fühlte sich in der Pflicht. Ebenso wie Tobias Henke, sechstes Fachsemester, der gerade sein erstes Staatsexamen abgelegt hatte und später die Fachrichtung Neurologie ansteuern will. Beide sind in der Offenen Fachschaft Medizin e.V. engagiert. „Wer, wenn nicht wir als Fachschaft, sollten in dieser Situation Verantwortung übernehmen?“, fragten sie sich und starteten mit einer Handvoll Mitstreiterinnen und Mitstreitern ihre studentische Initiative „Corona-Hilfe“.  Dafür hat der Förderverein Alumni Freiburg die Gruppe mit dem Alumni-Preis für soziales Engagement bedacht. Die Auszeichnung wurde zum neunten Mal verliehen und ist mit 2.000 Euro dotiert.

Spontane Bereitschaft zum Engagement

Tobias Henke schwärmt von den „unglaublich engagierten Studierenden“. Auf eine Testanfrage vor dem eigentlichen Start hätten sich innerhalb von zwei Stunden schon 200 Interessierte gemeldet. Umfangreiche Werbekampagnen konnten sich die Initiatorinnen und Initiatoren sparen: Über ihre E-Mail- und sonstigen Verteiler riefen sie zum Helfen auf – und 1.700 Studierende waren spontan dazu bereit. Längst nicht nur angehende Humanmedizinerinnen und -mediziner waren darunter: Etwa 700 Freiwillige kamen aus anderen Fächern, etwa Studierende aus der Informatik, die ihre Programmierkenntnisse beisteuern wollten, oder Studierende aus der Molekularmedizin und -biologie, die mit Labormethoden und Testabläufen vertraut waren. Auch die Medizinstudierenden brachten viele unterschiedliche Qualifikationen, Abschlüsse und Vorkenntnisse mit, etwa als Kranken- und Intensivpflegerinnen und -pfleger oder als Rettungssanitäterinnen und -sanitäter.

Um sie passgenau und schnell vermitteln zu können, dachten sich Quante, Henke und ihr Organisationsteam ein System aus, das auf einem detaillierten Fragebogen aufbaut. Er fragt nicht nur nach Kontaktdaten, sondern auch nach Studienfächern, Praktika, Abschlüssen und sonstigen Kenntnissen und Fähigkeiten. Je nach möglichen Einsatzbereichen wurden die Studierenden in Whats-App-Gruppen aufgeteilt, denen die Anfragen aus den Einrichtungen zugeteilt wurden. Als die Corona-Fallzahlen im Frühjahr in die Höhe schnellten, waren „wir von morgens früh bis abends spät im Einsatz“, rekapituliert Quante. Zumal gleichzeitig die Telefone und Computer heiß gelaufen seien mit Anfragen, wie es mit dem Studium in Coronazeiten weitergehe. „Wir hatten auch da eine Filterfunktion übernommen zwischen dem Dekanat und den Studierenden.“ Gleichzeitig weitete sich der Kreis der Gesundheitseinrichtungen aus, die um Unterstützung baten. War zunächst nur das Universitätsklinikum involviert, fragten bald auch andere Krankenhäuser, Pflegeheime und Gesundheitsämter an. Quante selbst sprang zwischenzeitlich in der Abstrichstation an der Freiburger Messe ein.

Flache Hierarchien, große Solidarität

Halbgott in Weiß zu werden strebt von den Corona-Engagierten niemand an: Sie haben – neben vielen praktischen Erfahrungen – gelernt, auf „hohem Niveau und mit flachen Hierarchien“ zusammenzuarbeiten und große Solidarität erfahren. Und manche haben bei ihren Einsätzen auf einer Intensivstation miterlebt, welche dramatischen Verläufe Covid-19-Infektionen nehmen können.   Auch junge Menschen ohne Vorerkrankungen seien unter den Patienten gewesen. „Wir nehmen die Pandemie sehr ernst und haben uns auch ethisch damit auseinandergesetzt, was passiert, wenn die Intensivbetten knapp werden“, bekräftigt Tobias Henke.

Etwa 400 Studierende kamen bislang zum Einsatz. Der Radius weitete sich auch in den weiteren Umkreis von Freiburg aus. Finanzielle Unterstützung, etwa für Fahrtkosten, kam von der Carl-Zeiss-Stiftung.  „Wir hatten Schlimmeres erwartet“, bewerten Quante und Henke im Rückblick auf Frühjahr und Sommer die Situation. „Die Krise war nicht so ausgeprägt wie anfangs befürchtet.“ Vorbei ist sie noch lange nicht, wie rapide steigende Fallzahlen jetzt im Herbst vor Augen führen. Die Corona-Hilfe der Offenen Fachschaft Medizin ist vorbereitet, sagt Meret Quante: „Unsere Strukturen stehen und können jederzeit wieder hochgefahren werden.“

Anita Rüffer

https://ofamed.de/covid19-pandemie

 

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