„Digitale Interdisziplinäre Mini-Akademie“ für ukrainische und Freiburger Studierende
Freiburg, 08.09.2022
Studierende und Lehrende in und aus der Ukraine sowie in Freiburg digital zusammenzubringen – das ist das Ziel des Projekts DIMA am University College Freiburg (UCF). DIMA steht für „Digitale Interdisziplinäre Mini-Akademie“, finanziell gefördert wird die Idee vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD): Von Oktober bis Dezember 2022 soll es ein vielfältiges Angebot meist englischsprachiger Online-Kurse geben, organisiert von der Universität Freiburg und zwei Partner-Universitäten in der Ukraine.
Online-Kurse, organisiert von der Universität Freiburg und zwei Partner-Universitäten in der Ukraine, bieten Studierende, die wegen des Krieges gegen die Ukraine nicht oder nur sehr eingeschränkt studieren können, eine Zusatzqualifikation. Foto: Harald Neumann
„Das digitale Angebot ist gedacht als eine Zusatzqualifikation“, erklärt Medizinethikerin Dr. Svenja Wiertz, eine der Koordinator*innen von DIMA. Es richtet sich vor allem an Studierende der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw und der Nationalen Universität Kiew-Mohyla-Akademie, die wegen des Krieges gegen die Ukraine nicht oder nur sehr eingeschränkt an ihren Universitäten studieren können. „Viele von ihnen sind auf der Flucht oder leben unter schwierigsten Bedingungen, etwa in Frontnähe; was wir hören, ist zum Teil erschütternd“, sagt Silvia Stößer vom University College Freiburg, die DIMA administrativ betreut. Hier sollen die DIMA-Kurse ein Zusatzangebot schaffen. Sie sind ebenfalls offen für Studierende der Universität Freiburg – unter ihnen auch für Geflüchtete aus der Ukraine, die inzwischen hier studieren. Insgesamt soll es rund 60 Plätze geben, etwa 20 für jede der drei beteiligten Universitäten.
Methoden und interdisziplinäres Arbeiten
„In den Online-Kursen beschäftigen sich die Studierenden mit Grundlagen des interdisziplinären Arbeitens, sie lernen unterschiedliche methodische Ansätze kennen und befassen sich mit aktuellen fachlichen Themen – über ihr jeweiliges eigenes Fachstudium hinaus“, sagt Svenja Wiertz. Angeboten werden etwa Einführungen in die Wissenschaftsphilosophie, in qualitative Interview-Studien oder Statistik, aber auch Kurse zu angewandter Ethik, Menschenrechten und Sicherheitspolitik oder zu nachhaltiger Stadtentwicklung. „Die Mini-Akademie mündet in einer Online-Abschlusstagung im Dezember, auf der die Studierenden Projekte aus den Lehrveranstaltungen vorstellen“, erklärt Wiertz das Konzept.
Digital und international
Das Programm ist angelehnt an internationale und interdisziplinäre Studienangebote des University College der Universität Freiburg; zum Teil werden Kurse des Colleges für die „Mini-Akademie“ geöffnet. Auch zur Weiterentwicklung digitaler Lehre gab es hier schon Projekte: Dr. Stoyan Panov, einer der beiden Projektleitenden, war zuvor bereits für zwei DAAD-Projekte verantwortlich, sogenannte „DAAD’s International Virtual Academic Collaborations“. Im Rahmen dieser Projekte wurden gemeinsam mit Partner-Universitäten aus Polen, Schweden, Dänemark, Großbritannien und den USA verschiedene digitale Kurse zu Themen wie Nachhaltigkeitsmanagement, nachhaltige Städte und Pandemien in der Geschichte angeboten. „Diese Aspekte tauchten in der DAAD-Ausschreibung auf, deshalb passt sie hundertprozentig zu uns“, sagt Silvia Stößer. Ansprechpartnerin in der Ukraine ist Dr. Oksana Holovko-Havrysheva, die in Lwiw und Kiew Europäisches Recht lehrt.
Neben Dr. Stoyan Panov, der am UCF Europäisches und Internationales Recht unterrichtet, ist Prof. Dr. Veronika Lipphardt Freiburger Projektleiterin. Sie ist Professorin für Wissenschafts- und Technologiestudien am UCF. Mitarbeiter*innen von Lipphardts Professur hatten zuvor bereits persönlichen Kontakt zu Studierenden aus der Ukraine in Freiburg aufgebaut, so entwickelte sich die Idee zu dem neuen Projekt. Der DAAD unterstützt die „Digitale Interdisziplinäre Mini-Akademie“ bis zum Jahresende 2022 mit gut 130.000 Euro.
Kontakte für neue Projekte
Davon werden auch ukrainische Lehrende honoriert, die Kurse anbieten. „Und im November oder Dezember 2022 werden wir alle DIMA-Lehrenden einladen, für fünf Tage nach Freiburg zu kommen – das ist die einzige Veranstaltung unseres Projekts, die in Präsenz stattfindet“, sagt Svenja Wiertz. Es werde einen Workshop zu Themen der digitalen Lehre geben – ohne die Möglichkeiten der Digitalisierung wäre ein Projekt wie DIMA gar nicht denkbar, betont sie: „Auch unsere Universität kann davon profitieren, dass wir noch mehr Erfahrungen in der interdisziplinären, internationalen digitalen Lehre sammeln.“ Außerdem solle es bei der Tagung viele Gelegenheiten zum Austausch zwischen ukrainischen und Freiburger Lehrenden geben.
Daraus könnten hoffentlich neue Projekte entstehen, auch wenn die „Digitale Interdisziplinäre Mini-Akademie“ zunächst als einmaliges Angebot geplant ist und mit Ablauf des Dezember 2022 wieder endet. Die Hoffnung auf neue Projekte gelte natürlich auch und gerade für die teilnehmenden Studierenden, sagt Wiertz: „Unser Ziel ist es, ein Angebot auf die Beine zu stellen, das ihnen in dieser schwierigen Zeit eine Horizonterweiterung ermöglicht und die Kontakte stärkt zwischen der Ukraine und Deutschland.“
Thomas Goebel