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Zeig mal!

Die Universität Freiburg präsentiert bei den „Science Days“ Einblicke in die Welt der Wissenschaft

Freiburg, 25.10.2017

Zeig mal!

Foto: Ingeborg F. Lehmann

Im Bus vom Bahnhof Ringsheim nach Rust hört man buntes Stimmengewirr: Viele Kinder sind mit ihren Eltern auf dem Weg in den Europa-Park, wo jeden Oktober die Science Days stattfinden – ein Wissensfestival für junge und weniger junge Entdeckerinnen und Entdecker. In drei großen Ausstellungsräumen kann gebaut, experimentiert und geforscht werden. Unter den mehr als 80 Ausstellern aus Industrie und Forschung öffnet auch die Universität Freiburg ihre mobilen Mini-Labore. Das diesjährige Schwerpunktthema: der Mensch.

Großes Staunen: Mehr als 80 Aussteller präsentieren Einblicke in die Wissenschaft.
Foto: Ingeborg F. Lehmann

Am Stand des Physikalischen Instituts sitzt ein Mädchen vor mehreren mit Wasser gefüllten Ballons, in denen sich ein Geheimnis zu befinden scheint. Mithilfe eines Ultraschallkopfs will sie ihm auf die Spur kommen. Mehrere Hinweiskarten helfen ihr dabei. „Mit dem Gerät kann man auch Babys sehen“, weiß die junge Forscherin. Nur kurz blickt sie vom Bildschirm weg und widmet sich dann wieder ihrer diagnostischen Tätigkeit. Derweil gegenüber: Constantin nimmt Platz in einem Stuhl, der sich durch Anschub zu drehen beginnt. Begeistert merkt der Junge, dass er sich schneller dreht, wenn er die Arme nah am Körper hält und dass er langsamer wird, wenn er sie von sich streckt. „Das ist unsere Hauptattraktion hier“, erzählt Christof Bartels vom Physikalischen Institut und zeigt schmunzelnd auf den Stuhl.

Physikalische Geistesblitze: Der Stuhl dreht sich schneller, wenn der Junge die Arme nah am Körper hält und wird langsamer, wenn er sie von sich streckt.
Foto: Ingeborg F. Lehmann

Turmbau zu Rust

„Oh nein!“: Erschrocken betrachtet der achtjährige Paul ein Trümmerfeld aus eingestürzten Bauklötzen. Am Stand des Freiburger Materialforschungszentrums (FMF) hat er zusammen mit seinem Bruder und viel Fingerspitzengefühl versucht, einen möglichst hohen Turm zu bauen – so wie im Spiel „Jenga“. Doch wenn sich Forscherinnen und Forscher an einen Klassiker aus dem Spielregal machen, ändern sich auch die Regeln: Die verwendeten Bauklötze bestehen aus drei unterschiedlichen Materialien. Neben Plastiksteinen, die in einem 3-D-Drucker hergestellt wurden, gehören auch Holz- und Aluminiumelemente zum Spiel. „Um die elektrische Leitfähigkeit des Turms zu erhalten, muss in jeder Etage ein Metallbaustein liegen“, erklärt Matthias Gliem, Doktorand am FMF.

Das Spiel „Jenga“ erhält einen komplexen Dreh. Neben Bauklötzen aus Plastik, die in einem 3-D-Drucker hergestellt wurden, gehören auch Holz- und Aluminiumelemente dazu.
Foto: Ingeborg F. Lehmann

Ob der Stromkreis noch funktioniert, können die Kinder mit einem Draht überprüfen, den sie ans oberste Stockwerk dran halten. Nur so leuchtet ein LED-Streifen auf und erlaubt das Weiterspielen. Pauls Bruder will gerade einen Metallbaustein aus einer der unteren Etagen ziehen, als der Turm in sich zusammenfällt. „Wir haben 34 Stockwerke geschafft!“ verkündet Paul stolz. „Jetzt bauen wir ihn noch höher“, sagt er grinsend und räumt die Bauklötze wieder zusammen.

Virtuell präparieren

Am Stand des Freiburger Instituts für Anatomie und Zellbiologie versammeln sich Kinder um den virtuellen Präpariertisch. Er hat die Form eines langen, schmalen Rechtecks, das – anstatt einer Tischplatte – mit einem Bildschirm versehen ist. Fasziniert merken die Kinder, dass auf dem Display Einblicke in die menschliche Anatomie möglich werden, wenn man es antippt. „Da sieht man jetzt die Rippen!“, ruft ein Junge beeindruckt. Stück für Stück können auf diese Weise am Touchscreen Schichten abgenommen und der Aufbau des menschlichen Körpers erforscht werden. Diese Technologie bereichert neuerdings den Anatomieunterricht von Medizinstudierenden. „Und weißt du auch, warum die Venen hier blau dargestellt sind?“, fragt eine Studentin ein Mädchen. Die siebenjährige Malika schaut auf den riesigen Bildschirm und weiß die Antwort. „Weil da weniger Sauerstoff drin ist.“

Bis auf die Knochen: Der digitale Präpariertisch ermöglicht anatomische Einblicke in den menschlichen Körper.
Foto: Ingeborg F. Lehmann

DNA um den Hals

Ganze zwei Meter DNA stecken in einer einzelnen, winzig kleinen Zelle, erfährt der 14-jährige Jannik am Stand des Centre for Biological Signalling Studies BIOSS. Hier können die Besucherinnen und Besucher ihre eigene DNA extrahieren und in einem Anhänger mit nach Hause nehmen. Dazu muss Jannik erst auf seinen Wangen herumkauen, damit sich möglichst viele Zellen aus der Schleimhaut lösen. Die im Mund angesammelte Flüssigkeit spuckt er dann in ein Reagenzglas, wo sie mit ein bisschen Spülmittel vermischt wird. Ein paar Minuten später, nachdem der Glasinhalt erwärmt wurde, kommt die letzte Zutat hinzu: hochprozentiger Alkohol. Konzentriert versucht Jannik, die richtige Menge in eine Pipette zu füllen. Nach und nach werden die DNA-Stränge mit bloßem Auge erkennbar – sie flocken aus und ballen sich zu weißen Knäueln zusammen.

Stolz zeigt die achtjährige Annika ihren Anhänger, in dem – mit Lebensmittelfarbe rot eingefärbt – eine fadenartige Struktur schwebt. Auf ähnliche Weise kann am Stand der studentischen Organisation iGEM (International Genetically Engineered Machine) DNA aus Früchten isoliert werden. „Am besten eignen sich dazu Erdbeeren oder Bananen“, erklärt Niklas Vesper. „Der Mensch hat sogar 50 Prozent seines Erbguts mit einer Banane gemeinsam.“ Das erstaunt sogar die älteren Besucher. Besonders beeindruckt erzählt Vesper von einer Schülerin, die wusste, warum Spülmittel zum Extrahieren der DNA geeignet ist. „Wenn man das Interesse und die Wissbegierde der Kinder erlebt, dann macht das hier total Spaß.“

Mit vielen Eindrücken und Erkenntnissen bepackt, verlassen abends die letzten Gäste das Wissensfestival. Und auch wenn Annikas Anhänger vielleicht irgendwann verloren geht – dass sie mehr mit einer Banane gemeinsam hat als gedacht, wird sie so schnell nicht vergessen.

Emilie Häberle