„Vagina Monologues“ am Valentinstag
Freiburg, 10.02.2020
Mit dem Bertha-Ottenstein-Preis zeichnet die Universität Freiburg Personen oder Projekte aus, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen. Zu den jüngsten Preisträgern gehört auch die Theatergruppe maniACTs vom Englischen Seminar. Sie ist nicht nur die älteste durchgehend bestehende studentische Theatergruppe in der Bundesrepublik, sondern hat im vergangenen Jahr auch die Veranstaltungsreihe „Pussy Power“ produziert, die ihr den Preis einbrachte. In deren Zentrum stehen Eve Enslers „Vagina Monologues“, die im Februar 2020 als „The V Show“ in einer Neuinszenierung auf die Bühne kommen. Fünf Aufführungen sind geplant.
Die Theatergruppe maniACTs bringt Eve Enslers „Vagina Monologues“ neu inszeniert als „The V Show“ auf die Bühne. Foto: maniACTs
Wie weit die Historie der Theatergruppe zurückreicht, hat selbst Regisseurin Maria-Xenia Hardt überrascht. Beim Sichten alter Plakate für eine Ausstellung anlässlich des in diesem Jahr anstehenden 30. Jubiläums der Gruppe fanden sich Aufführungslisten der „Studiobühne des Englischen Seminars“ – wie die maniACTs vor ihrer Umbenennung hießen –, die bis ins Jahr 1947 zurückgehen. „Wir haben beispielsweise entdeckt, dass unsere letzte Sommerinszenierung, Sophie Treadwells ‚Machinal‘, von unseren Vorgängerinnen und Vorgängern vor 30 Jahren schon einmal auf die Bühne gebracht wurde. Dabei waren wir überzeugt, dass die Idee dazu einmalig war“, staunt Hardt. „Es sind auch maschinengeschriebene Vorschriften aus den 1970er Jahren aufgetaucht, die schon damals ermahnten, alles ordentlich wegzuräumen und Ähnliches“, ergänzt Co-Regisseurin Charlotte Großmann. „Und, apropos, zum Jubiläum würden wir uns sehr freuen, wenn sich noch viele Leute bei uns melden, die irgendwann in der sehr langen Geschichte mal dabei waren.“
Neues Ensemble für jede Aufführung
Die lange Tradition ist in doppelter Hinsicht erstaunlich: Zum einen ist die Fluktuation bei studentischen Theatern ohnehin hoch, zum anderen wird für jede Aufführung das Ensemble neu gecastet. „Für Kontinuität sorgen tatsächlich eher die Menschen hinter der Bühne, die sich um Make-up, Finanzen und Infrastruktur kümmern“, bestätigt Hardt. Wer hinter den Kulissen länger dabei ist, erhöht damit aber nicht automatisch seine Chancen, auch auf der Bühne zu stehen. „Ich war erst beim siebten Casting erfolgreich und ich hoffe, dass sie im Nachhinein bereuen, mich nicht früher genommen haben“, grummelt Großmann augenzwinkernd.
Mut zum Wechsel
Das Jubiläumsjahr startet die Theatergruppe mit der Neuaufnahme und Premiere der „Vagina Monologues“. Dass eine Wiederaufnahme Premiere hat, mag komisch klingen, ist aber genauso gemeint. Denn auch wenn es sich um exakt dieselbe Textgrundlage handelt, wird sie komplett neu inszeniert und kommt als „The V Show“ auf die Bühne. Es ist ein spannendes Experiment: Was passiert, wenn derselbe Text noch einmal in einem völlig anderen Setting auf die Bühne gebracht wird? Und das, obwohl die Erstversion „das bestbesuchte Stück aller Zeiten“ war, wie Großmann bemerkt: „Wir waren sechsmal ausverkauft und mussten Leute wegschicken.“ Vermutlich ist dieser Mut, auch im Erfolg das Neue zu wagen, ein Grund der anhaltenden Beliebtheit der maniACTs. „Statt choreografischer Ästhetik wird’s diesmal eine Late Night Show“, bringt Hardt den Willen zum Wechsel auf den Punkt. Tradition, Qualität, Haltung, Begeisterung – vier gute Argumente für den Besuch der Premiere. Aber der beste wird wohl „The V Show“ selbst sein.
Die Premiere der „Vagina Monologues“ wird am „V-Day“ stattfinden. Landläufig ist das mit dem 14. Februar der Valentinstag. Im Zuge der „Vagina Monologues“ hatte Eve Ensler den V-Day jedoch zum internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen erklärt und dazu aufgerufen, Einnahmen aus Inszenierungen ihrer Vorlage entsprechenden Initiativen zu spenden. Was die maniACTs übrigens mit ihren Gewinnen aus den ausverkauften Vorstellungen auch getan haben.
Jürgen Reuß
Jubiläumsfeier im Sommer
Der offizielle Festakt zum 30. Jubiläum findet am 25. Juli 2020 mit einer Sommerinszenierung statt. Um welches Stück es sich dabei handeln wird, steht noch nicht fest – Regievorschläge können bis zum 15. März 2020 eingereicht werden. Drumherum soll es ein Programm geben, das viel Platz zum Feiern, Erinnern und Ideenschmieden für die Zukunft lässt. Wer selbst mal bei den maniACTs oder deren Vorläufer aktiv war, kann hier gerne Kontakt zum Team aufnehmen.