Studentenleben in schwarz-weiß
Freiburg, 31.08.2017
Eine Mitarbeiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sortiert das Fotoarchiv. Dabei stößt sie auf 170 schwarz-weiße Fotografien, die zuletzt unbemerkt auf einer Festplatte schlummerten. Die Suche beginnt: Von wann stammen die Fotos? Wer hat sie gemacht? Die Spur führt nach Norwegen zu Ilja C. Hendel. In den 1990er Jahren studierte er in Freiburg – und hat das alltägliche Geschehen an der Albert-Ludwigs-Universität auf Fotofilm gebannt. Der Auftrag war damals einer der ersten Schritte zur Karriere als professioneller Fotograf. Mittlerweile arbeitet und lebt Hendel in Oslo/Norwegen. Für seine Motive zieht es ihn noch immer in Labore und an Orte studentischen Lebens: 2013 hat er für eine Bildreportage über das Thünen-Institut für Holzforschung in Hamburg den Deutschen Preis für Wissenschaftsfotografie erhalten. Emilie Häberle hat sich mit dem Fotografen über die wiederentdeckten Arbeiten unterhalten.
Analoges Lernen: Eine Gruppe brütet im Kollegiengebäude II über Kopien und handschriftlichen Notizen. Foto: Ilja C. Hendel
Herr Hendel, wie kamen Sie zur Fotografie?
Ilja C. Hendel: Neben meinem Studium der Volkswirtschaftslehre, Ethnologie und Politik habe ich in den Semesterferien Fotoreportagen gemacht, die ich dann an Zeitungen verkauft habe. Ich wollte gerne Themen, die ich theoretisch an der Universität behandelt habe, in der Praxis vor die Linse bekommen. Begonnen hat dann alles mit Fotografien, die ich 1992 in den Freiburger Mensen gemacht und an die Badische Zeitung geschickt habe. Diese veröffentlichte die Bilder auf einer Doppelseite im Wochenend-Magazin – das war der Anfang einer längeren Zusammenarbeit.
Ilja C. Hendel hat Volkswirtschaftslehre, Ethnologie und Politik an der Universität Freiburg studiert und in den Semesterferien als Fotograf für Zeitungen gearbeitet. Foto: privat
Und wie entstand die Bilderserie über die Universität Freiburg?
Ich habe verschiedene Serien für die Hochschulseiten der Badischen Zeitung fotografiert, zum Beispiel zu Lernorten, Bildungsfragen und Wissenschaftsthemen – die meisten gegen Mitte und Ende der 1990er Jahre. Um die Jahrtausendwende übernahm die Pressestelle der Universität Freiburg besagte 170 Bilder in ihr Archiv, die sie daraufhin bei einer Ausstellung für Alumnae und Alumni zeigte.
Erinnern Sie sich noch, wie viele Fotofilme Sie gebraucht haben?
Etwa ein bis zwei Filme für jedes Thema. Als man noch mit Fotofilmen arbeitete, machte man intuitiv deutlich weniger Aufnahmen – vielleicht zwei bis drei Belichtungen pro Motiv –, um die anfallenden Kosten beispielsweise für die Bildentwicklung gering zu halten.
Haben Sie ein Lieblingsbild aus der Serie?
Mir gefällt das Bild von der Essensausgabe in der Mensa. Vom grafischen Aufbau spricht mich auch das Bild der Demonstration an.
In der Mensa Rempartstraße speiste man komfortabel aus dem All-in-one-Tablett.
Foto: Ilja C. Hendel
Hochschulgebühren treiben auch in den 1990er Jahren viele Studierende auf die Straßen – hier vor dem Kollegiengebäude III. Foto: Ilja C. Hendel
Verzettelt: In der alten Universitätsbibliothek warten Bücher darauf, abgeholt zu werden. Foto: Ilja C. Hendel
Tierische Doppelstrukturen in der Fakultät für Biologie. Foto: Ilja C. Hendel
Viele technische Geräte, die Studierende heute selbstverständlich in den Laboren nutzen, steckten in den 1990er Jahren noch in den Kinderschuhen. Foto: Ilja C. Hendel
Weitere Bilder der Serie auf Instagram
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