Sport mit dem digitalen Coach
Freiburg, 08.03.2019
Auch das Sporteln will gelernt sein. Wie, zeigt das neue Online-Training „InterAKTIV Sport“, das Studierende der Universität Freiburg ab sofort kostenlos nutzen können. Ein Team vom Institut für Psychologie hat das Angebot entwickelt. Und der erste Schritt zu einem sportlicheren Leben geht sogar ohne zu schwitzen.
Alleine joggen oder im Team einem Ball hinterherjagen? Mit dem Online-training können die Studierenden herausfinden, welcher Sporttyp sie sind. Foto: leszekglasner/stock.adobe.com
Es gibt Menschen, die machen Sport. Und dann gibt es Menschen, die gerne würden, es aber nicht schaffen. Etwa, weil sie nach der Arbeit noch dringend ihre Lieblingsserie fertigschauen müssen. Oder weil sie sich mit den ollen Sportklamotten im Schrank nicht mehr ins Fitnessstudio trauen. Wenn ihre Freundinnen und Freunde ihnen dann aber erzählen, wie gut sie sich fühlen, seit sie mehrmals die Woche Zumba machen, oder wie „geil die Skitour“ vergangenes Wochenende war, dann ist da plötzlich diese innere Stimme, die ihnen etwas zuflüstert. Und schon ist das schlechte Gewissen da. Denn Bewegung – alle wissen es – hält nicht nur fit, sondern auch gesund.
Doch so leicht lässt sich der innere Schweinehund, mit dem man es sich auf der heimischen Couch gemütlich gemacht hat, nicht abschütteln. Einfach Sportschuhe anziehen und losrennen klappt in der Regel nicht. Viel erfolgversprechender ist es, den Ausstieg aus einem bewegungsarmen Alltag gut zu planen. Und das geht auch von der Couch aus. Zum Beispiel, indem man den Rechner hochfährt und die Plattform „StudiCare“ aufruft. Von dort aus lässt sich das Online-Training „InterAKTIV Sport“ starten, das von einem sechsköpfigen Team des Instituts für Psychologie der Universität Freiburg entwickelt wurde. Das Training ist für Studierende, die gar nicht oder nur selten Sport treiben, sagt Teamleiterin Dr. Lena Krämer: „Und die wollen wir genau dort abholen, wo sie sich im Laufe ihres Studiums ohnehin schon oft aufhalten – vor dem Bildschirm.“
Erinnerung per E-Mail
„InterAKTIV Sport“ ist kein Sporttraining im engeren Sinne – mit Fitnessübungen oder Demonstrationen. Es ist ein psychologisches Training, das mit Motivationsaufbau und zahlreichen Strategien bei der Verwirklichung des Sportvorhabens helfen soll. 2017 haben Krämer und ihr Team das Online-Training entwickelt und es ein Jahr später im Rahmen einer Masterarbeit mit 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erprobt. „Es war schön zu sehen, wie die Studierenden aktiv teilgenommen haben. Wir haben viele einzigartige Sportvorhaben gelesen“, erinnert sich Krämer. Einzelne Vorschläge gab es von den Probandinnen und Probanden auch, um das Angebot zu verbessern. Zum Beispiel wünschten sich die Teilnehmer, dass sie per E-Mail immer mal wieder an das Training erinnert werden, um auch dran zu bleiben. Das haben Krämer und ihr Team mittlerweile umgesetzt.
Aktiv vor dem Bildschirm: Das Online-Training möchte Studierende dort abholen, wo sie im Laufe ihres Studiums viel Zeit verbringen. Foto: Photographee.eu/stock.adobe.com
Wer das Training aufruft, hat schon den ersten Schritt zu einem sportlicheren Leben gemacht. Und das ohne zu schwitzen: In Kapitel eins fragt das System erst einmal nach dem Warum. Es gilt also, in Ruhe in sich hineinzuhören: Will man künftig gesünder leben? Oder stört das ein oder andere Fettpölsterchen, das über dem Hosenbund hervorquillt? Und was für ein Sporttyp ist man überhaupt? Einer, der gerne alleine im Wald joggen geht oder eine, die lieber mit anderen in einer Halle einem Ball nachjagt?
Motivation allein reicht nicht aus
Das Training ist in fünf Kapitel unterteilt, die im Verlauf von drei Wochen durchgearbeitet werden sollten. In Kapitel zwei geht es zur konkreten Planung über. Es gilt unbedingt, so steht es dort, die Absichts-Verhaltens-Lücke zu schließen: Je weniger Schlupflöcher sich der Teilnehmende offen lässt, desto wahrscheinlicher ist, dass er mit seinem Training auch Erfolg haben wird. Wer sich zum Beispiel künftig mit Pilates fit halten will, sollte sich darum schnellstmöglich einen Sportpartner oder einen Kurs suchen, um Verbindlichkeiten zu schaffen. Der Vorteil: Die Soll-ich-oder-soll-ich-nicht-Frage muss nicht jeden Tag aufs Neue gestellt werden, denn jeden Dienstag- und Donnerstagabend, so jedenfalls steht es im Terminkalender, ist Pilates mit der Freundin angesagt. Ein Plan sei aber nicht alles, so Krämer: „Einem noch so guten Plan können sich auch Hindernisse in den Weg stellen. Das Training gibt zahlreiche Tipps und Tricks, wie man trotz schlechtem Wetter und anderen Ablenkungen aktiv bleiben kann.“
Das Selbstlerntraining folgt dem bewährten HAPA-Modell (HAPA steht für Health Action Process Approach). Dieses Modell fasse zusammen, was Menschen brauchen, um körperlich aktiver zu werden, führt die Psychologin aus: „Motivation alleine reicht nicht, vielmehr braucht es Kompetenzen, um den Vorsatz in konkretes Verhalten umzusetzen. Und genau das bieten wir in unserem Training an.“ Es ist eine Art digitaler Coach, der nicht nur motiviert, sondern auch konkrete Übungsaufgaben formuliert, Trainingshindernisse identifiziert und Strategien aufzeigt, wie es weitergehen kann, wenn es mal hakt. All das passiert, während sich der Teilnehmende durchs Programm klickt und dabei jede Menge Informationen sammelt, aber auch Quiz, Tests und Freitextfelder bearbeitet, um sich endlich zu mehr Beweglichkeit zu erziehen.
Und natürlich fragt der Coach auch mal nach: „Sportplan umgesetzt?“ Keine Angst. Das Programm straft nicht ab. Stattdessen gratuliert es, wenn brav gesportelt wurde, hakt aber auch mal nach, wenn es nicht geklappt hat. Und das mit sehr viel Verständnis. Schließlich soll es Spaß machen und die Nutzerinnen und Nutzer bei Laune halten – damit sie sich nicht wieder zum Schweinehund aufs Sofa setzen.
Stephanie Streif
Kostenlos mitmachen
Studierende der Universität Freiburg können kostenlos an dem Programm „InterAKTIV Sport“ und vielen weiteren psychologischen Online-Trainings, zum Beispiel zu Achtsamkeit oder Prüfungsangst, teilnehmen. Die Angebote sind über die Plattform StudiCare abzurufen, die von einem internationalen Team aus Forscherinnen und Forschern entwickelt wurde.
StudiCare