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Protest im Hawaiihemd

Rainer Dausch vom Deutschen Seminar möchte mit seinem Kleidungsstil auf die Möglichkeit aufmerksam machen, die Vorlesungszeiten zu verschieben

Freiburg, 13.06.2017

Protest im Hawaiihemd

Foto: Ingeborg F. Lehmann

Das akademische Jahr ist an deutschen Universitäten in Sommer- und Wintersemester aufgeteilt. Die Lehrveranstaltungen des Sommersemesters beginnen meist im April, die letzte Vorlesungswoche liegt meist Ende Juli. Rainer Dausch, Bibliotheksmitarbeiter am Deutschen Seminar der Universität Freiburg, möchte durch das Tragen von Hawaiihemden daran erinnern, dass es Alternativen zu dieser Semestereinteilung gibt.

Einen ersten aktiven Unterstützer hat Rainer Dausch (rechts) bereits gefunden. Jens Alber schreibt zurzeit seine Abschlussarbeit am Deutschen Seminar und möchte mit einem Hawaiihemd darauf aufmerksam machen, dass die Konzentration mit steigender Hitze nachlässt. Foto: Ingeborg F. Lehmann

Jeden Mittag ab 13 Uhr sitzt Rainer Dausch an der Pforte des Deutschen Seminars. Er verwaltet Schließfachschlüssel und erklärt Kopiergeräte, weist Studierenden den Weg und hilft Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, verschollen geglaubte Bücher zu finden. Jeder hier kennt ihn und es gibt wohl kaum jemanden in der Germanistik, der nicht schon mal ein Schwätzchen mit ihm gehalten hätte. So kommt es auch, dass Dausch viel von den Problemen und Wünschen der Studierenden und Lehrenden mitbekommt. Wie immer im Sommer, wenn es in Freiburg warm und schwül wird, drehen sich die Gespräche am Bibliothekseingang auch dieses Jahr wieder häufig um die scheinbar unerträgliche Hitze im Seminar.

Für dieses Problem hat Dausch sich jetzt eine Lösung überlegt. Er schlägt vor, die Vorlesungszeiten zu verschieben, sodass die Veranstaltungen des Frühjahrssemesters von Anfang Februar bis Ende Mai stattfinden würden. Die Vorlesungszeit des Herbstsemesters würde Mitte September beginnen und mit der Weihnachtspause enden. Um auf diese Idee aufmerksam zu machen, trifft man ihn ab dem 12. Juni 2017 während seiner Arbeitszeiten nur noch im Hawaiihemd an. Julia Dannehl hat mit ihm über seine Idee gesprochen.

Herr Dausch, warum halten Sie es für sinnvoll, die Vorlesungszeiten zu verschieben?

Rainer Dausch: Im Sommersemester wird es in den Seminarräumen sehr heiß. Würden wir die Vorlesungszeiten beispielsweise denen der Universität Basel anpassen, könnten die Studierenden die heißesten Wochen des Jahres statt in heißen Seminarräumen in der klimatisierten Universitätsbibliothek verbringen und dort ihre Hausarbeiten schreiben. Auch für internationale Studierende wäre die Situation entspannter. Eucor-Studierende zum Beispiel haben an ihren Heimatuniversitäten andere Vorlesungszeiten. Das führt oft zu enormem Zeitdruck, weil sie – nachdem die Vorlesungszeit hier in Freiburg endet – nur noch sehr wenig Zeit haben, ihre Prüfungsleistungen zu erbringen, bevor an der Hochschule, an der sie eingeschrieben sind, das nächste Semester beginnt.

Was hätten Lehrende davon – abgesehen davon, dass ihnen nicht mehr so heiß wäre?

Dozentinnen und Dozenten sind von der Hitze vielleicht gar nicht so stark betroffen wie die Studierenden, weil sie Adrenalin ausschütten, wenn sie vor einer Gruppe stehen. Aber auch sie hätten Vorteile: Würden die Vorlesungszeiten im Mai enden, könnten Lehrende in den Pfingstferien ihrer Kinder Urlaub nehmen. Und im Sommer finden viele internationale Fachkonferenzen statt, die Lehrende bisher oft nicht besuchen können.

Wieso ausgerechnet Hawaiihemden?

Weil sie wie kaum ein anderes Kleidungsstück für den Sommer stehen. Sie sind bunt und knallig, oft sind sie mit Palmen oder exotischen Tieren bedruckt und erinnern so an Urlaub. Sie repräsentieren den Sommer, der sich draußen abspielt, während Mitarbeitende und Studierende in der Universität schwitzen.

Sie haben angekündigt, bis zum Ende der Vorlesungszeit zu protestieren. Wie viele Hawaiihemden besitzen Sie?

Bisher erst drei. Ich habe sie extra für die Aktion bestellt. Aber Kollegen und Freunde haben schon angekündigt, mal zuhause in den Schränken nach alten Schätzen zu suchen und mir Hemden für die Aktion zur Verfügung zu stellen. Eine Kollegin hat sogar angeboten, mir aus ihrem USA-Urlaub welche mitzubringen.

Wie können Studierende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Aktion unterstützen?

Ich freue mich über jeden, der sich entschließt, im Hawaiihemd oder einem bunten Sommerkleid in die Universität zu gehen. Alternativ sind aber natürlich auch sommerliche Accessoires wie Blumenketten, Fächer oder Sonnenschirmchen möglich.