Pflöcke setzen für den Schutz der Umwelt
Freiburg, 20.08.2019
„Initiative Nachhaltigkeitsbüro“: Unter diesem Namen haben sich Freiburger Studierende und Einrichtungen der Albert-Ludwigs-Universität zusammengeschlossen. Sie bündeln ihre Aktivitäten, um das Bewusstsein für einen schonenden Umgang mit der Umwelt zu erhöhen. Ein besonderes Augenmerk richtet der Verein auf die Lehre – ein „Studium Oecologicum“ schwebt der Gruppe vor.
Die Initiative möchte die unterschiedlichen Aspekte des Themas Nachhaltigkeit beleuchten – zum Beispiel mit einem fächerübergreifenden „Studium Oecologicum“.
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Im Alltag achten sie darauf, so schonend wie möglich mit der Umwelt umzugehen: Sie kaufen im Unverpackt-Laden ein, machen keine Flugreisen, ernähren sich vegetarisch. Aber alle privaten Bemühungen greifen in globalem Zusammenhang zu kurz – davon sind Laila Heising und Benjamin Thober überzeugt: „Lebensstiländerungen können die Politik nicht ersetzen. Nachhaltig leben ist schwierig, wenn die Strukturen für eine sozialökologische Transformation fehlen“, sagen die 24-jährige Studentin der Umweltnaturwissenschaften und der 28-jährige Student der Interdisziplinären Anthropologie. Wer, wenn nicht ihre Universität, wäre besser geeignet, den gesellschaftlichen Wandel zu befördern: mit der Forschung, in der Lehre und in der praktischen Umsetzung innerhalb der eigenen Betriebsabläufe.
Deshalb haben sich die Studierenden im Mai 2018 mit weiteren Akteurinnen und Akteuren der Universität Freiburg zur „Initiative Nachhaltigkeitsbüro“ zusammengeschlossen. Dazu inspiriert wurden sie von ähnlichen Initiativen, die es an anderen Hochschulen schon gibt. Aus der Idee soll im besten Fall ein real existierendes Büro hervorgehen, geführt von studentischen Hilfskräften, die sämtliche Nachhaltigkeitsbemühungen an der Universität koordinieren. Es gibt bereits sozialökologisch orientierte Hochschulgruppen, die sich an dem Projekt beteiligen: „Weitblick“, „Campusgrün“, das studentische Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik „sneep“ sowie das Umweltreferat des AStA. Die Universität selbst bekennt sich in ihren Umweltleitlinien zu einer nachhaltigen Entwicklung, hat eine Stabsstelle Umweltschutz und nutzt unter anderem Ökostrom und Recyclingpapier.
Punkte sammeln
Um das Nachhaltigkeitsbüro institutionell zu verankern, hat das Team die Initiative kürzlich als gemeinnützigen Verein mit Thober als Co-Vorsitzendem eintragen lassen. Auch Kooperationen wurden in die Wege geleitet, zum Beispiel mit dem Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS). In dem vom ZfS angebotenen Modul „Service Learning“, einem Mix aus Workshops und ehrenamtlichem Engagement, können sich die Teilnehmenden auch für die freiwillige Arbeit im Nachhaltigkeitsbüro entscheiden und dafür ECTS-Punkte erhalten.
Der Verein arbeitet außerdem mit der Stabsstelle Umweltschutz und der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen zusammen: Auf Vorschlag des Nachhaltigkeitsbüros erfassen studentische Hilfskräfte in einem Pilotprojekt anhand der Reisekostenabrechnungen alle Emissionen, die bei Dienstreisen mit Auto, Bahn oder Flugzeug an der Fakultät entstehen, und werten diese aus – nach Möglichkeit inklusive studentischer Exkursionen und Auslandsreisen im Erasmus-Programm. „Wir brauchen eine umfassende Umweltberichterstattung aus Betrieb, Verwaltung, Lehre und Forschung“, fordert Thober.
Ein besonderes Augenmerk richtet der Verein auf die Lehre. Veranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug seien bislang auf die Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen beschränkt. Heising findet, es müssten mehr werden, und sie sollten allen Studierenden offenstehen. Ein „Studium Oecologicum“ schwebt den Akteuren vor, als fachübergreifendes Angebot, das Veranstaltungen zum Thema bündelt und jene, die es wahrnehmen, mit einem Zertifikat belohnt. Die Humboldt-Universität zu Berlin und die Universität Tübingen haben vorgemacht, wie es geht. Mit dem Rektorat habe es bereits erste Gespräche gegeben, und die Resonanz sei positiv gewesen.
Blinde Flecken aufdecken
Erste Pflöcke auf dem Weg dahin hat die Gruppe mit einer Ringvorlesung im Sommersemester 2019 eingerammt: Interne sowie externe Referentinnen und Referenten haben in der Reihe „Identifying the blind spots“ aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven blinde Flecken im Problemfeld Nachhaltigkeit aufgespürt. Bis zu 160 Studierende seien zu den Vorlesungen gekommen. „Weil das Thema Nachhaltigkeit so komplex ist, ist Interdisziplinarität wichtig“, sagt Heising. Über die Ringvorlesung hätten sich bereits neue Vernetzungsperspektiven in der Forschungscommunity ergeben. Die Vorlesungsreihe soll nächstes Semester fortgesetzt werden, in einem anderen Format und in Zusammenarbeit mit dem ZfS, das dafür ECTS-Punkte vergibt.
Auch in Sachen Koordinationsstelle für Nachhaltigkeit sind die Akteure einen Schritt weiter: Die Stabsstelle Umweltschutz hat jüngst eine Nachhaltigkeitsmanagerin eingestellt. Thober freut sich über die Entwicklungen: „Wir fühlen uns eingeladen, mitzuarbeiten.“
Anita Rüffer
Initiative Nachhaltigkeitsbüro