Lektüre fürs Leben
Freiburg, 10.05.2017
Foto: Baschi Bender
Werke von Heinrich Mann, Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque und Erich Kästner: Am 10. Mai 1933 verbrennen Nationalsozialisten in ganz Deutschland Tausende Bücher von Autorinnen und Autoren, die eines „undeutschen Geistes" beschuldigt werden. Die von der „Deutschen Studentenschaft" organisierte Aktion war der Auftakt zur Verfolgung jüdischer, pazifistischer, marxistischer und oppositioneller Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Seit 1947 wird in Deutschland am 10. Mai mit dem Gedenktag „Tag des freien Buches" an das Ereignis erinnert – gleichzeitig ehrt der Tag die Meinungsfreiheit und die Vielfalt des geschriebenen Wortes. Mariella Hutt hat Freiburger Studierende gefragt: „Welches Buch hat bei dir Spuren hinterlassen?"
„Mich hat ‚Kafka am Strand' von Haruki Murakami sehr begeistert, da ich glaube, dass jede Leserin und jeder Leser den Roman anders versteht. Die Geschichte ist surreal und spielt oft mit den Grenzen zwischen Traum und Realität, was verwirrend sein kann. Auch der Schreibstil ist besonders: Der Roman ist subjektiv aber gleichzeitig kreativ geschrieben, weshalb ich das Buch jedem empfehlen würde, der mal etwas Anderes lesen möchte und Lust dazu hat, das Buch auf seine eigene Art und Weise zu interpretieren."
Gentian Gashi studiert Volkswirtschaftslehre.
(Foto Patrick Seeger)
„Der Roman ‚Drachenläufer' von Khaled Hosseini hat bei mir Spuren hinterlassen. Er spielt in Afghanistan und den USA und erzählt die Geschichte von zwei Jungen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten. Beim Lesen erfährt man einiges über das Leben und die Menschen in Afghanistan. Ich habe viel darüber gelernt, wie man mit seinen eigenen Schuldgefühlen umgehen sollte und wie man vergeben kann. Außerdem hat mir das Buch gezeigt, dass man sich selbst treu bleiben und sich nicht dazu zwingen sollte etwas zu fühlen, was man nicht wirklich fühlt." Jinna Honkanen studiert Germanistik.
(Foto Patrick Seeger)
„Mich hat das Buch ‚Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand' von Jonas Jonasson beeindruckt. Das Spezielle an dem Roman sind die zwei Erzählstränge: Zum einen die Flucht des alten Mannes, die sehr humorvoll beschrieben wird, zum anderen die geschichtlichen Rückblenden, die zwischendurch immer wieder eingebaut werden. Dadurch habe ich ganz nebenbei viel über wichtige Ereignisse des 20. Jahrhunderts gelernt. Vor allem für geschichtlich Interessierte finde ich das Buch deshalb super."
Josefine Hench studiert Bildungswissenschaften.
(Foto Patrick Seeger)
„Ein Buch, das mich dazu inspiriert hat, auch mal über die Grenzen hinauszudenken, ist der Roman ‚Berlin Alexanderplatz' von Alfred Döblin. Es geht es viel darum, aus Traditionen auszubrechen und Neues zu wagen. Ich mag Texte, die etwas anders machen, die auch mal versuchen zu experimentieren – so wie es das Buch von Döblin macht. Ich finde es spannend, wie er die Großstadtatmosphäre im 20. Jahrhundert auf einer erzählerischen Ebene verwirklicht. Man muss allerdings aufpassen, sich nicht ideologisch vom Text beeinflussen zu lassen."
Marc Wurich promoviert in Germanistik.
(Foto Patrick Seeger)
„Die Novelle ‚Der Schimmelreiter' von Theodor Storm hat mir sehr gut gefallen. Ich habe eine besondere Verbindung zu diesem Buch, da es in Nordfriesland spielt, wo meine Mutter herkommt und wo auch ich als Kind viel Zeit verbracht habe. Was ich besonders spannend finde, ist, dass das Buch viele Konzepte hinterfragt, die im 19. Jahrhundert als gegeben galten. Besonders beeindruckt hat mich dabei, wie das Thema Religion behandelt wird und dass eine Alternative zu dem ‚einen Gott' aufgezeigt wird."
Clara Berger studiert Liberal Arts and Sciences.
(Foto Patrick Seeger)