Epikur und der Spaß am Lernen
Freiburg, 11.09.2019
Das überregionale studentische Magazin „Die FUNZEL“ möchte philosophische Themen auf einfache Weise kommunizieren und den Austausch fördern. Pascal Lienhard hat mit dem Redaktionsmitglied Cornelius Kopf, der an der Universität Freiburg Philosophie, Theologie und Latein studiert, über die Publikation gesprochen.
Cornelius Kopf will mit dem Magazin „Die FUNZEL“ dazu beitragen, die Lebensrelevanz geisteswissenschaftlicher Inhalte neu zu entdecken. Foto: Harald Neumann
Herr Kopf, wie ist „Die FUNZEL“ entstanden?
Cornelius Kopf: Aufgenommen wurde das Magazin von zwei Münchner Studierenden, die eine alte Zeitschrift der Hochschule für Philosophie München wiederbeleben wollten. Ich habe auch in München Philosophie studiert und bin seit der ersten Ausgabe im Sommersemester 2018 dabei. Inzwischen gibt es neben der Redaktion in München auch eine in Freiburg, die ich mit anderen Studierenden gegründet habe. „Die FUNZEL“ kommt hier gut an, wir sind mit dem Verkauf zufrieden. Ich glaube, dass allgemein ein Interesse an philosophischen und geisteswissenschaftlichen Themen besteht.
Wie setzen sich die Beiträge zusammen?
Wir wollen einen interdisziplinären Diskurs an der Universität fördern und die Lebensrelevanz geisteswissenschaftlicher Inhalte neu entdecken. Wir sind offen für Texte aus allen Geisteswissenschaften sowie von allen, die Freude am Schreiben haben und etwas mitteilen möchten. Ich denke, dass in jeder Fachrichtung ein philosophisches Element verborgen liegt und jede und jeder sich schon einmal philosophische Fragen gestellt hat. Das ist das Tolle: Geht man mit einer philosophischen Lebenshaltung an die Dinge heran, lassen sich überall spannende Sachen entdecken. Wir veröffentlichen unterschiedliche gedankliche Erkenntnisse. Die Überlegungen eines Historikers aus Wien können für eine Freiburger Philosophin wertvoll sein – genauso wie für eine Medizinerin, die sich in der Freizeit für geisteswissenschaftliche Inhalte interessiert.
Was sind typische Themen in der „FUNZEL“?
Mir selbst ist die Frage nach dem Begriff der Bildung und der menschlichen Entwicklung wichtig. An der Universität liegt der Blick heute sehr auf Prüfungen, Abschlüssen und Auswendiglernen. Davon wollen wir uns ein Stück weit distanzieren, da diese Dinge der Persönlichkeitsentwicklung nicht immer förderlich sind. Für die Entfaltung des eigenen Charakters braucht es vor allem zwei Dinge: Zeit und Freiraum – wo diese durch Vorgaben von oben eingeschränkt werden, holen wir sie uns mit der „FUNZEL“ zurück. Zudem wollen wir philosophische und geisteswissenschaftliche Inhalte in – zum Teil pointierter – Alltagssprache präsentieren.
Mit welcher philosophischen Richtung lässt sich der Universitätsalltag am besten meistern?
Da empfehle ich den Epikureismus. Epikur wird oft als Befürworter eines hedonistisch-ausschweifenden Lebensstils interpretiert. Das sehe ich differenzierter. Ich denke, er hat auch die Lust an Inhalten, Bildung und literarischer Beschäftigung ansprechen wollen. Das lässt sich auf die Universität übertragen. Wenn ich mich ehrlich auf etwas einlasse, kann ich eine Begeisterung dafür entwickeln. Das funktioniert gerade dann gut, wenn ich etwas für mich mitnehmen will und nicht nur auf die ECTS-Punkte schaue. Wer sich von akademischen Inhalten in einer existenziellen Dimension ansprechen lässt, kann Freude in Dingen finden, wo er sie nicht vermutet hätte.
Zum Mitschreiben
Das studentische Philosophiemagazin „Die FUNZEL“ erscheint einmal im Semester. Es ist an zuvor angekündigten Verkaufstagen an der Universität erhältlich und liegt in den Buchhandlungen Walthari und Jos Fritz aus. Zudem ist es online auf dem Blog des Magazins bestellbar. Für die nächste Ausgabe – eine „Future FUNZEL“ – sind Ideen und Texte willkommen. Interessierte können an den offenen Treffen der „FUNZEL“ teilnehmen oder eigene Texte einsenden.
Kontakt: redaktion.funzel@yahoo.com