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Gold für Anna-Lena Forster

Freiburger Psychologiestudentin feiert Erfolg bei den Paralympics in Südkorea

Freiburg, 13.03.2018

Gold für Anna-Lena Forster

Foto: Anna-Lena Forster

Die aus Radolfzell stammende Psychologiestudentin Anna-Lena Forster hat bei den Paralympics in Pyeongchang/Südkorea die Goldmedaillen in der Super-Kombination und im Slalom in der sitzenden Klasse gewonnen. Die 22-Jährige tritt im Monoski bei den Wettkämpfen an. Schon zuvor hatte sie seit ihrem Weltcupdebüt vor fünf Jahren elf Weltcupsiege, drei paralympische Medaillen und vier Medaillen bei Weltmeisterschaften eingefahren. Im Interview mit Alexander Ochs hat die Athletin noch vor ihrem großen Erfolg verraten, wie ihr Alltag in der Fremde aussieht.

Grüße aus Pyeongchang: Anna-Lena Forster tritt im Monoski an.
Foto: Anna-Lena Forster

Frau Forster, Sie sind am 5. März 2018 in Südkorea angekommen. Wie ist es Ihnen bisher ergangen?

Anna-Lena-Forster: Richtig gut. Am Flughafen hat man noch nicht viel von den Paralympics gemerkt. Aber im Paralympischen Dorf hat man die ganzen Nationen und die verschiedenen Sportarten um sich. Das fühlt sich toll an.

Die Pausen zwischen den Wettkämpfen weiß Anna-Lena Forster gut zu nutzen: Dann lernt sie in der Universitätsbibliothek Freiburg für ihr Studium der Psychologie.
Foto: Patrick Seeger

Wie sieht Ihr Alltag in Pyeongchang aus?

Wenn Training ist, müssen wir um kurz vor 5 Uhr aufstehen. Dann fahren wir mit dem Bus eine knappe Stunde ins Skigebiet. Um 7.30 besichtigen wir die Strecke, um 9.30 Uhr beginnt das Abfahrtstraining. Um 13 Uhr sind wir wieder vom Hang zurück. An Wettkampftagen wird es natürlich etwas später, denn da kommt noch die Flower-Zeremonie dazu. Dann warten wir noch auf die Kollegen und gehen abends ins Alpenhaus, wie das Deutsche Haus jetzt heißt. Da kann ich noch meine Eltern und die anderen Sportlerinnen und Sportler treffen. Und dann versucht man, spätestens um 23 Uhr im Bett zu sein.

Wer ist mit Ihnen vor Ort?

Dieselbe Mannschaft, mit der ich sonst auch zu den Weltcuprennen und zur Weltmeisterschaft fahre: fünf Mädels und zwei Jungs. Wir trainieren schon seit vielen Saisons miteinander, sind also ein eingespieltes Team. Wir kommen alle gut miteinander aus und haben viel zu lachen. Das gibt einem eine gewisse Routine und einen guten Rückhalt. Außerdem sind meine Eltern gekommen und bleiben bis zum letzten Wettkampftag.

Wie sind die Trainings- und Wettkampfbedingungen?

Am ersten Tag waren sie genial. Wir hatten gutes Wetter, und die Piste war hart und griffig, aber nicht eisig. Ich hatte ein gutes Gefühl darauf. Danach gab es Neuschnee über Nacht, sodass die Piste erst einmal wieder gerichtet werden musste. Daher wurde das Training erst einmal abgesagt. Das Wetter ist etwas unberechenbar. Relativ warm, also über oder um die Null Grad, kaum drunter.

Wann sind Sie mit Ihren Wettkämpfen dran?

Ich gehe ja in allen fünf Abfahrtsdisziplinen an den Start. Ich hatte bereits Wettkämpfe am 10. und 11. März, und es kommen noch drei weitere bis zum 18. März, das heißt also bis zum Ende der Paralympics. Am 18. März ist die Abschlussfeier. Das ist insofern etwas schade, als man nicht noch mehr vor Ort mitnehmen und aufsaugen kann.

Wie erleben Sie die Menschen in Südkorea?

Die Leute sprechen sehr schlecht Englisch. Aber manche, zum Beispiel von den Volunteers, den freiwilligen Helferinnen und Helfern, sprechen Deutsch. Das hat mich total überrascht. Vom Land habe ich bislang wenig mitbekommen, aber der Eindruck ist auf jeden Fall gut. Wir sind ja im Paralympischen Dorf etwas abgeschottet. Ich war allerdings schon beim Weltcup 2017 vor Ort; das war das Test-Event vor den Paralympics. Ich bin somit schon zum zweiten Mal hier.

Was war bislang die größte Herausforderung?

Bislang gab es noch keine. Letztes Jahr gab es ein bisschen Probleme bei der Dopingkontrolle. Die Person konnte kaum Englisch. Und es hieß, wir sollten mit der Dopingkontrolle bis nach der Siegerehrung warten und bis dahin nicht aufs Klo gehen. Nur das ging halt nicht. Es war einfach schwierig, sich zu verständigen. Beim nächsten Mal stand immerhin jemand da, der Englisch konnte. Was generell etwas schade ist, ist die Fahrtzeit vom Paralympischen Dorf ins Skigebiet. Da gehen jeden Tag zwei Stunden drauf. Zeit, in der man sich sonst etwas anschauen könnte.

Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Was ich generell erreichen möchte, ist, dass ich meine Trainingsleistung abrufen kann. Dann dürfte einiges dabei rumkommen. Auf alle Fälle peile ich Gold im Slalom an!

 

Fünf alpine Skisportarten

Anna-Lena Forster, Jahrgang 1995, kam mit einem verkürzten linken Bein und ohne rechtes Bein zur Welt. Mit sechs Jahren nahm sie im Winter 2001/2002 im Kaunertal erstmals an einem Skikurs teil. Sie meistert mit einem so genannten Monoskibob die fünf alpinen Para-Skisportarten Slalom, Riesenslalom, Abfahrt, Super-G und Super-Kombination und hat dabei schon viele Trophäen gewonnen. Forster studiert Psychologie an der Universität Freiburg.

Anna-Lena Forsters Homepage

 
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