Zündfunke für Firmengründer
Freiburg, 08.03.2017
Der beschwerliche Weg von der Idee zum eigenen Unternehmen kann schnell an einen Aufstieg zum Freiburger Hausberg „Schauinsland" erinnern. Und so geht die Universität Freiburg mit ihrem Wettbewerb „Startinsland" in die dritte Runde. Doch während die Strecke zum Hausberg steil und kurvenreich verläuft, soll der Wettbewerb den Weg ebnen – und zwar in die Selbstständigkeit.
Ende Februar 2017 ist bei der vom Gründerbüro der Universität organisierten Veranstaltung „Gründerzünder“ der Startschuss für den Wettbewerb gefallen. Ziel ist es, Gründungswillige zu informieren und sie mit Unternehmerinnen und Unternehmern in Kontakt zu bringen, die von ihren Erfahrungen erzählen können. An dem Abend berichten fünf Gründer flott und unterhaltsam von ihrem mitunter steinigen Weg in die berufliche Selbstständigkeit, darunter auch ein Absolvent der Albert-Ludwigs-Universität.
Aus dem Hörsaal auf den Chefsessel: Bei der Veranstaltung „Gründerzünder“ berichten Unternehmer von ihrem Weg in die berufliche Selbstständigkeit und geben Anfängern wertvolle Tipps. Foto: Thomas Kunz
Martin Kasemann, promovierter Physiker und „Wächter über Millionen von Solarzellen", entwickelte seine Geschäftsidee aus seiner Doktorarbeit heraus. Dabei geht es darum, die einzelnen Schritte bei der Herstellung von unterschiedlichen Messsystemen zu verbessern – und zwar derart, dass man schon früh im teuren Produktionsprozess eine verlässliche Aussage über die Qualität des Endprodukts treffen kann. Das würde es zum Beispiel erlauben, defekte Teile frühzeitig aus der Produktion herauszunehmen. Insbesondere bei der Fertigung von Solarzellen, so Kasemann, ließen sich auf diese Weise große Summen einsparen. Mit der Hilfe des Gründerbüros erhielt er ein EXIST-Forschungstransfer-Stipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das es ihm und seinem Team ermöglichte, mit der Idee eine Firma zu gründen.
Emotionen im Spiel
Trotzdem traf es den Geschäftsführer der Firma „INNIRION" mehrmals knüppeldick und relativ unvorbereitet, wie er berichtet. Vor allem bei der Teamentwicklung gab es Reibereien, die Kasemann aus seinen vorherigen Projekten nicht gewohnt war. „Bei einer Ausgründung sind einfach viel mehr Emotionen im Spiel und so muss man darauf gefasst sein, dass es mal knallt." Das Team hat sich seit dem Beginn des EXIST-Projektes ziemlich verändert. Auch bei den Kundenwünschen musste die Ausgründung dazulernen. „Am Anfang haben wir zu lange im Labor vor uns hin entwickelt und wollten alles geheim gehalten, bis wir einen Demonstrator fertig hatten. Das war ein Fehler, denn wir stellten dann fest, dass unsere Kundinnen und Kunden an vielen Stellen ganz andere Features wollten." Bei einem Startup gäbe es viele Schwierigkeiten zu überwinden, da brauche es Mut und Hartnäckigkeit. Mittlerweile hat die 2016 gegründete Firma erste Umsätze gemacht und zählt bedeutende Großunternehmen zu seinen Kunden.
Dr. Benedikt Link kam nicht im Labor auf seine Gründungsidee, sondern bei einem Aufenthalt in Schweden. Link interessierte sich für die fortschrittlichen Fundraisingmodelle der Nordlichter. In Deutschland laufe das noch altbacken: „Da hat man als Schulklasse, Jugendgruppe oder Sportverein nur zwei Möglichkeiten, an Geld zu kommen: den Waffel- oder den Kuchenverkauf", bringt er es auf den Punkt. Er setzt hingegen auf eine „Neue Masche", so der Firmenname: Über die Online-Plattform kann man nun gezielt Spenden für ein eigenes Projekt sammeln, egal ob Klassenfahrt, Sommerfreizeit oder Abiball. „Ich war damals noch nicht mal 30 Jahre alt, bei einer großen Unternehmensberatung angestellt, hatte aber nicht mehr so richtig Spaß an dem Job und wollte etwas machen, das mich mehr erfüllt", berichtet Link. „Das Erstaunen war groß, als ich von meinen Plänen erzählt habe." Folgende Ratschläge gibt er den potenziellen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg: „Ihr müsst euer Vorhaben in einem Satz erklären können. Zum Beispiel: ‚Schuhe online verkaufen – Zalando.'" Außerdem solle man sich frühzeitig Feedback einholen, „damit ihr Antworten auf die Fragen bekommt, die sonst zwei Jahre zu spät kommen." Link ist damals seinem eigenen Rat gefolgt und hat sein Unternehmenskonzept mit dem Gründerbüro besprochen.
Wer also eine Geschäftsidee hat, die nicht zwingend konkret, sondern vielleicht nur eine vage Ahnung ist, ist beim Gründerbüro und dem „Startinsland" richtig. Und sei es nur, damit bis zur Gründung nicht zu viel Zeit ins Land geht.
Alexander Ochs
Startinsland 2017
Der Wettbewerb der Universität Freiburg besteht aus zwei Phasen: Für die erste Phase genügt ein dreiseitiges Konzept. Die Bewerbungsfrist hierfür endet am 23. April 2017. Ab Juni geht es in die zweite Phase: Bis 1. Oktober 2017 muss ein 20-seitiger Businessplan erstellt werden. In jeder Phase werden die besten Einreichungen prämiert. Vergeben werden neben Coachings oder Arbeitsplätzen in Bürogemeinschaften Preise im Wert von insgesamt 25.000 Euro. Der Wettbewerb ist für alle Interessierten offen, der Einstieg ist jederzeit möglich.
www.startinsland.de
Foto: BurgerDesign