Gestresste Bäume sind anfälliger
Freiburg, 11.03.2019
In den ersten Monaten des vergangenen Jahres 2018 regnete es verhältnismäßig viel. „Das sorgte dafür, dass der Wasserspeicher des Bodens gut gefüllt war. Von dieser Reserve konnten die Bäume im Frühjahr zehren, kritisch wurde es in vielen Regionen erst in den heißen Hochsommermonaten“, erläutert Prof. Dr. Friederike Lang vom Institut für Forstwissenschaften der Universität Freiburg. Die Gefahr einer erneuten Trockenheit mache ihr jedoch große Sorgen. „Wenn es dieses Jahr wieder so trocken wird, werden die Bäume noch empfindlicher reagieren als wir dies im vergangenen Jahr erlebt haben. Ausgeprägte Regenerationsphasen sind essentiell für die Vitalität der Trockenheits-gestressten Wälder“, sagt Lang.
Böden und deren Wasserspeichervermögen entscheiden oft über die Trockenheits-Anfälligkeit von Wäldern. Wie gut Böden Wasser speichern, hängt vor allem davon ab, wie tiefgründig und feinkörnig sie sind. „In Süddeutschland haben Böden im Durchschnitt einen höheren Anteil feiner und mittelgroßer Körner und Poren. Deshalb wird das Wasser gut aufgenommen und in den Poren des Bodens gehalten.“ Geringes Wasserhaltevermögen kann hier jedoch ebenfalls vorkommen, etwa in steileren, süd-exponierten Lagen mit flachgründigen Böden. Bei grobkörnigen Sandböden hingegen, so wie sie häufig in Nordostdeutschland vorkommen, ist das anders: Sand speichert nur wenig Wasser, sodass es auch in ebenen Lagen weniger Reserven gibt. Weiter erklärt die Freiburger Forscherin, dass diese Region zudem niederschlagsärmer sei, als beispielsweise der Südwesten der Bundesrepublik. „So genannter ‚Wasserstress‘ zeigt sich bei älteren Bäumen optisch als erstes an einer braunen Krone, weil der Baum das Wasser nicht mehr bis ganz nach oben in die Spitze transportiert.“ Während ältere Bäume oft erst im Herbst oder im Folgejahr deutliche Trockenheitssymptome erkennen lassen, weisen junge Bäume oft frühzeitig deutliche Schäden auf, weil das Wurzelsystem dieser Bäume nur den oberen und ausgetrockneten Teil des Bodens erschließt. Gestresste Bäume sind zudem sehr anfällig für Schädlinge. „Borkenkäferbefall zeigt sich vermehrt dort, wo die Bäume bereits gestresst sind.“ Die warme Witterung 2018 habe die Vermehrung der Käfer zusätzlich begünstigt. Betroffen von diesem Phänomen seien vor allem die Nadelbäume.
Bei anhaltender Dürre im Wald könne es im schlimmsten Fall zu einer Selbstverstärkung des Klimawandels kommen, sagt die Bodenökologin. „Bäume verwandeln das CO2 der Atmosphäre in Biomasse, die teilweise im Boden als organische Substanz gespeichert wird, so entziehen Waldökosysteme der Atmosphäre große Mengen an klimawirksamem CO2.“ Bei Trockenheit werde weniger Biomasse von den Bäumen produziert und weniger CO2 im Waldboden gespeichert. „Unter diesen Bedingungen könnten Wälder sich von einer CO2-Senke in eine CO2 Quelle verwandeln und somit ihre bedeutende Funktion im Klimaschutz nur noch eingeschränkt wahrnehmen.“
Friederike Lang leitet seit 2012 die Professur für Bodenökologie, die am Institut für Forstwissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität angesiedelt ist. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Ökologie der Bodenstruktur, Speicherung und Freisetzung von Klimagasen, Waldernährung sowie Bodenschutz.
Prof. Dr. Friederike Lang
Professur für Bodenökologie
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