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Sieg mit bitterem Beigeschmack

Südostasienkennerin Antje Missbach erwartet, dass sich die Politik in Indonesien nach der Wahl merklich ändern wird

Freiburg, 15.05.2019

Sieg mit bitterem Beigeschmack

Foto: stock.adobe.com

In wenigen Tagen, jedoch nicht vor dem 22. Mai 2019, wird das offizielle Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Indonesien erwartet. Den Hochrechnungen zufolge hat der amtierende Präsident Joko Widodo die Wahl mit 55 Prozent gewonnen. Er liegt damit zehn Prozentpunkte vor seinem Konkurrenten, dem ehemaligen General Prabowo Subianto. „Doch obwohl sich mit Joko Widodo eindeutig der progressivere Kandidat durchgesetzt hat, der voraussichtlich viele seiner Infrastrukturprojekte weiterführen und die wirtschaftliche Anpassung des Landes in den globalen Markt forcieren wird, hat sein Sieg einen bitteren Beigeschmack“, sagt Südostasienexpertin Dr. Antje Missbach vom Arnold-Bergstraesser-Institut an der Universität Freiburg.

Da sich Joko Widodo wiederholt Zweifeln an seiner muslimischen Integrität ausgeliefert sah, habe er gegenüber konservativen muslimischen Kräften viele Zugeständnisse gemacht. „Zum Beispiel hat er seinem ehemaligen Weggefährten, Basuki Tjahaja Purnama, auch ‚Ahok‘ genannt, als dieser sich kurz vor seiner Wiederwahl zum Gouverneur Jakartas Blasphemievorwürfen ausgesetzt sah, nicht zur Seite gestanden“, erläutert Missbach. Auch den Übergriffen der „Front der Verteidiger des Islam“ , einer Gruppierung von Kleinkriminellen und Schutzgelderpressern, die im Namen der Religion gegen progressive Minderheiten vorgehen, habe er bisher nicht Einhalt geboten.

Sein künftiger Vizepräsident Ma’ruf Amin, der frühere Vorsitzende der konservativen Massenorganisationen Nahdlatul Ulama, sei in den vergangenen Jahren mit ausgesprochen anti-liberalen und anti-pluralen Interpretationen des Islams aufgefallen. „Infolgedessen ist zu befürchten, dass sich der anhaltende Trend der gesellschaftlichen Islamisierung in Indonesien auch in den nächsten Jahren weiter vertiefen wird“, betont Missbach und fügt hinzu: „Nicht zuletzt, weil die konservativen Muslime für ihre Unterstützung mehr Einfluss in das öffentliche Geschehen einfordern werden.“ Vor allem bei der Besetzung des Kabinetts werde dieser Punkt eine große Rolle spielen.

 

 

Dr. Antje Missbach arbeitet als Senior Research Fellow
am Arnold Bergstraesser-Institut an der Albert-Ludwigs-Universität.

Im Zentrum ihrer Forschung stehen neben der Politik und Gesellschaft
Indonesiens vor allem auch Flucht- und Migrationsbewegungen in Südostasien.

Tel. +49 761 888 78 29
antje.missbach@abi.uni-freiburg.de

 

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