Krieg und Geschichte
Freiburg, 25.02.2022
Am 24. Februar 2022 hat der Präsident der Russländischen Föderation, Vladimir Putin, einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. In seinen Reden versucht Putin, diese Aggression mit historischen Argumenten zu rechtfertigen. Er spricht der Ukraine das Recht auf Eigenstaatlichkeit ab und bezeichnet souveräne Nachbarländer wie die Ukraine als „unsere eigenen historischen Gebiete“, in denen er keine von Russland unabhängige Politik duldet.
Osteuropahistoriker Prof. Dr. Dietmar Neutatz erklärt, dass Putin damit erneut die Geschichte zum Zwecke einer Politik, die auf die Wiederherstellung des sowjetischen Imperiums abzielt, verfälscht und instrumentalisiert. „Er beansprucht die politische Souveränität über Nachbarländer mit selektiven Verweisen auf frühere Jahrhunderte, als gäbe es eine natürliche Einflusszone Russlands und versucht so, vermeintlich besondere eigene Sicherheitsinteressen zu legitimieren. Vladimir Putin tritt das Selbstbestimmungsrecht der ukrainischen Bevölkerung und anderer Völker, die in einem unabhängigen und demokratischen Staat leben wollen, mit Füßen. Diese Politik untergräbt mittelfristig jede Chance auf ein friedliches Zusammenleben zwischen Russen und Nicht-Russen im postsowjetischen Raum.“
„Als Angehörige der Universität Freiburg treten wir dieser manipulativen Indienstnahme der Geschichte zur Rechtfertigung eines rücksichtslosen Angriffskrieges entschieden entgegen“, sagt Neutatz. „Wir erklären unsere Solidarität mit allen Menschen in der Ukraine, denen dieser Krieg viel unnötiges Leid zufügt, und den mutigen Bürger*innen der Russländischen Föderation, die öffentlich gegen diesen Krieg auftreten.“
Prof. Dr. Dietmar Neutatz
Historisches Seminar
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-3436
E-Mail: dietmar.neutatz@geschichte.uni-freiburg.de
Foto: Thomas Kunz