Wem Ehre gebührt
Freiburg, 29.11.2017
Freiwilliges oder ehrenamtliches Engagement ist in zahlreichen Tätigkeitsfeldern möglich: Es reicht von Sportvereinen über die Mitarbeit in Umweltschutzgruppen oder der Entwicklungshilfe bis hin zum Einsatz in sozialen Einrichtungen. „Dabei stellt die Freiwilligenarbeit kein rein selbstloses Verhalten dar“, sagt Jörg Lindenmeier, Professor für Public und Non-Profit Management an der Universität Freiburg. Vielmehr könne die Tätigkeit in egoistischen Motiven wie sozialem Prestige, dem Wunsch nach sozialen Kontakten, der Erlangung von neuem Wissen oder dem reinen Spaß an der freiwilligen Tätigkeit begründet liegen. Ferner werde freiwilliges Engagement auch von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern bei Bewerbungen positiv bewertet.
„Wissenschaftliche Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass das Freiwilligenengagement eine positive Wirkung auf die Lebenszufriedenheit und sogar die Gesundheit insbesondere älterer Menschen haben kann“, berichtet Lindenmeier. Laut des Freiwilligensurveys 2014 der Bundesregierung seien in Deutschland mehr als 40 Prozent der Bevölkerung engagiert. Dieser Wert sei seit der Jahrtausendwende sogar leicht angestiegen. Die Bereitschaft dafür variiere jedoch in der Bevölkerung: So seien Männer häufiger freiwillig tätig.
Der Ausdruck „Volunteering“ aus dem Englischen werde als Zeitspende, die gemeinnützigen Organisationen zugutekommt, definiert. Auf Deutsch bedeutet „Volunteering“ entweder freiwilliges oder ehrenamtliches Engagement. „Personen, die unentgeltlich ein Amt in Leitungs- oder Kontrollgremien gemeinnütziger Organisationen übernehmen, sind ehrenamtlich tätig. Menschen, die ohne Entlohnung zum Alltagsgeschäft von gemeinnützigen Organisationen beitragen, sind Freiwillige“, unterscheidet Lindenmeier.
Freiwillige Arbeit schaffe immense gesellschaftliche Werte. Die Messung derselben gestalte sich jedoch schwierig. Ein möglicher Indikator, der lediglich an der Inputseite ansetze, sei die Bewertung der geleisteten Arbeitsstunden mit einem durchschnittlichen Stundenlohn. Auf der Outputseite könne der Wert – beispielsweise ein durch die freiwillige Feuerwehr gerettetes Menschenleben oder die Zuneigung, die Bewohnerinnen und Bewohner in Altenheimen durch Freiwillige erfahren – jedoch nicht in ökonomischen Größen gemessen werden. Gefördert werde das Engagement von öffentlicher Seite durch den Bundesfreiwilligendienst; die so genannte „Übungsleiterpauschale“ sei zudem eine Art Aufwandsentschädigung, die Freiwillige oder Ehrenamtliche bis zu einem gewissen Betrag steuerfrei erhalten.
Jörg Lindenmeier ist Professor für Public und Non-Profit Management an der Universität Freiburg. Sein Fokus liegt unter anderem auf der Corporate-Social-Responsibility-Forschung sowie der Untersuchung von Effekten unethischer oder unpopulärer Geschäftspraktiken von öffentlichen, privat-erwerbswirtschaftlichen und privat-gemeinnützigen Organisationen.
Prof. Dr. Jörg Lindenmeier
Public und Non-Profit Management - Corporate Governance und Ethik
Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftliche Fakultät
Wilhelmstraße 1b, 79085 Freiburg
Telefon: +49 761 203-67825
E-Mail: joerg.lindenmeier@vwl.uni-freiburg.de