Artikelaktionen

Sie sind hier: Startseite Newsroom Pressemitteilungen … Gutachten zum Namen der …

Gutachten zum Namen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg veröffentlicht

„Kein Anlass für eine Änderung des Namens der Universität Freiburg“, gemäß Kommissionsgutachten – Senat und Universitätsleitung nehmen Bericht zustimmend zur Kenntnis

Freiburg, 24.05.2023

Gutachten zum Namen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg veröffentlicht

Fotos: Universitätsarchiv Freiburg

Die „Historische Kommission zu den Namenspatronen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg“ hat heute, 24. Mai 2023, ihr abschließendes Gutachten vorgelegt. Auf Basis ihrer Untersuchungsbefunde besteht laut Kommission „kein Anlass für eine Änderung des Namens der Universität Freiburg“. Der Senat und die Universitätsleitung haben den Bericht in einer Sitzung am selben Tag zustimmend zur Kenntnis genommen. Die Universität Freiburg hatte die Kommission proaktiv eingesetzt, diese befasste sich mit der historischen Rolle der Namenspatrone der Universität, Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418-1463) und Großherzog Ludwig I. von Baden (1763-1830), insbesondere hinsichtlich ihrer Politik und Haltung gegenüber Jüd*innen.

Hintergrund war unter anderem die kürzlich durchgeführte kritische Namensprüfung der Universität Tübingen, deren Stiftungsbrief eine Jüd*innen ausgrenzende Passage vom Stiftungsbrief der Universität Freiburg aus dem Jahr 1457 übernommen hatte. In der Passage wurde verfügt, dass Mitglieder der Universität damals nicht mit „Juden oder sonstigen offenkundigen Wucherern [Juden auch sust keinen offen furkouffer oder wuchrer]“ verkehren oder sie beherbergen sollten.

Zentraler Befund der Kommission

Ein zentraler Befund der Kommission ist, dass „Albrecht VI., wie die meisten Habsburger, den Jüd*innen gegenüber – trotz der zeittypischen Ausgrenzung aus der christlichen Gesellschaft – weitaus positiver eingestellt war als die meisten seiner Mitfürsten und Zeitgenossen.“ Die Passage im Stifterbrief sei insbesondere Ausdruck einer Konsensfindung mit der Stadt Freiburg als Mitausstellerin, die damals „gar keine Juden in ihren Mauern dulden wollte“ und sich dafür auf ein entsprechendes königliches Privileg aus dem Jahr 1424 berief. Albrecht VI. hatte indes 1446 mit einem Erlass Jüd*innen wieder mehr Rechtsgarantien zusichern wollen. Er bekräftigte dies noch einmal 1454 und damit kurz vor der Universitätsgründung.

Zu Großherzog Ludwig I. von Baden (1763-1830), den zweiten Namenspatron der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, hält die Kommission auf Basis ihrer Untersuchungen fest, dass er als „ein konservativer, aber wohl kaum judenfeindlich eingestellter Regent“ galt. Kurz nach seinem Regentschaftsantritt kam es vielerorts in Süddeutschland zu antijüdischen Protesten und Übergriffen. Ludwig I. sei darüber „wüthend-aufgebracht“ gewesen, wie es einer Quelle geschildert wird, und habe laut historischer Forschung generell nicht gezögert Jud*innen zu schützen.

„Großes Anliegen, die historischen Rollen der Namenspatronen der Universität Freiburg proaktiv zu beleuchten“

Prof. Dr. Kerstin Krieglstein, Rektorin der Universität Freiburg, betont: „Vor dem Hintergrund der aktuellen Namensdebatten an Universitäten und insbesondere mit Blick auf die Stiftungsurkunde ist uns ein großes Anliegen gewesen, die historischen Rollen der Namenspatronen der Universität Freiburg proaktiv zu beleuchten – für ihre gründliche Arbeit danke ich der Kommission sehr herzlich.“ Dass diese Namensdebatten geführt werden sei richtig und wichtig, sagt Prof. Dr. Sylvia Paletschek, Prorektorin für Universitätskultur der Universität Freiburg, die die Kommission eingesetzt hat. „Wir unterstützen die Beschäftigung mit universitärer Erinnerungskultur und die Aufarbeitung der Geschichte unserer Universität. Dazu gehört auch die historisch differenzierte Aufklärung zu Lebensumständen marginalisierter und verfolgter Gruppen und deren Bezug zur Universität und ihrer Mitglieder – dies hat die Kommission mit ihrem Gutachten getan und werden wir als Universität auch weiterhin tun.“

Die „Historische Kommission zu den Namenspatronen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg“ hatte am 17. November 2022 ihre Arbeit aufgenommen. Geleitet wurde sie von den Freiburger Historiker*innen Prof. Dr. Birgit Studt (Professorin für Mittelalterliche Geschichte) und Prof. Dr. Dieter Speck (Leiter des Universitätsarchivs bis 30. April 2023) geleitet. Außerdem gehören ihr Prof. Dr. Johannes Heil (Ignatz Bubis-Stiftungsprofessur für Geschichte, Religion und Kultur des europäischen Judentums, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg), Prof. Dr. Sigrid Hirbodian (Professorin für geschichtliche Landeskunde, Universität Tübingen) und Prof. Dr. Wolfgang Zimmermann (Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe) als externe Expert*innen an.