Einzigartige Kooperation zwischen Oxford und Freiburg
Freiburg, 21.01.2016
Mit einer öffentlichen Vorlesung zu Handschriften aus norddeutschen Frauenklöstern wird Henrike Lähnemann am 21. Januar 2016 offiziell in ihre Professur für Germanistische Mediävistik an der Universität Oxford/ England eingeführt. Damit fällt der Startschuss für eine vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der VolkswagenStiftung geförderte Kooperation zwischen den Universitäten Oxford und Freiburg. In jedem Jahr wird die Mediävistin zwei Monate als Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) der Albert-Ludwigs-Universität verbringen und die enge Zusammenarbeit zwischen der Germanistischen Mediävistik an beiden Universitäten stärken.
„Die Professur ist ein Beispiel für neuartige Kooperationsformen in den Geisteswissenschaften und zugleich ein Signal zur Stärkung der Germanistik in Großbritannien“, sagt Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer. „Die Universität Freiburg wird durch die regelmäßigen Aufenthalte Lähnemanns am FRIAS nicht nur von deren Expertise in geistlicher Literatur des deutschen Mittelalters profitieren, sondern auch von Seminaren für Studierende und praktischen Kompetenztrainings für Graduierte sowie junge Forscherinnen und Forscher.“
„Durch die Förderung des Germanistik-Lehrstuhls an der Oxford University wollen wir den wissenschaftlichen Austausch zu deutschlandbezogenen Themen insbesondere auf Nachwuchsebene intensivieren. Die Lehrtätigkeit wird die Auseinandersetzung mit deutscher Literatur, Kultur und Geschichte auch außerhalb der beiden Partneruniversitäten bereichern“, so DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland.
„Mit der Unterstützung der Professur setzen wir unser Engagement für eine intellektuelle Partnerschaft zwischen Großbritannien und Deutschland fort. Angesichts der gegenwärtigen Lage in Europa erscheint dies besonders dringlich. Dass damit die Kooperation von zwei international so ausgewiesenen Universitäten gestärkt werden kann, freut mich umso mehr“, sagt Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung.
„Das Modell hat Vorbilder bereits im Mittelalter, als Gelehrte international zwischen den Universitäten wechselten und damit die akademische Kultur belebten“, sagt Lähnemann. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit wird sie in Freiburg beispielsweise in Workshops und Vorträgen Themen wie das Verfassen von Abstracts auf Englisch, Präsentationstechniken oder die Sichtbarmachung von Forschung behandeln. Sie selbst nutzt unter anderem soziale Netzwerke wie Twitter, um ihre Forschungen zugänglich und verständlich zu machen.
In ihrer Forschung konzentriert sie sich auf die geistliche Literatur des niederdeutschen Raums, insbesondere die Handschriftenüberlieferung aus dem Zisterzienserinnenkloster Medingen im 15. Jahrhundert. Lähnemann fasziniert vor allem die selbstbewusste Haltung der Nonnen, die mit ihren Schriften ein eigenes theologisches Profil erkennen ließen. So übersetzten die Medinger Nonnen ihre Andachten vom Lateinischen ins Niederdeutsche und machten somit ihre religiösen Botschaften auch für Laien zugänglich.
Henrike Lähnemann wurde 1995 in Bamberg promoviert und übernahm nach Stationen in Oxford, Zürich/Schweiz und Tübingen die Germanistikprofessur der britischen Universität Newcastle upon Tyne. Im Januar 2015 wechselte sie an die Universität Oxford. Sie ist dort nach 150 Jahren die erste Frau auf einer Professur für Neuphilologie.
Im Juli und August 2016 wird Lähnemann für ihren nächsten Aufenthalt nach Freiburg kommen.
Weitere Informationen zu Henrike Lähnemann auf den Seiten des FRIAS und der Universität Oxford:
Kontakt:
Prof. Dr. Henrike Lähnemann
Chair of Medieval German Literature and Linguistics
University of Oxford
Tel.: 0044-1865-270498
E-Mail: henrike.laehnemann@mod-langs.ox.ac.uk
Druckversion der Pressemitteilung (pdf).