Wildnis in Deutschland und die Rückkehr der Luchse
Freiburg, 15.11.2013
Nicolas Schoof (dritter von links) und Angela Lüchtrath (fünfte von links) mit Vertretern der Gregor Louisoder Umweltstiftung und weiteren Preisträgerinnen. © Andreas Abstreiter
Die Gregor Louisoder Umweltstiftung vergibt „Förderpreise Wissenschaft“ an Dr. Angela Lüchtrath von der Professur für Forst- und Umweltpolitik und an Nicolas Schoof von der Professur für Vegetationskunde, die beide an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Albert-Ludwigs-Universität angesiedelt sind. Die Stiftung zeichnet Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus, die sich mit ihren Abschlussarbeiten außergewöhnlich für den Umwelt- und Naturschutz engagiert haben. Lüchtrath erhält den Preis für ihre Dissertation zum Thema „Bewertung von Bestrebungen zum Schutz großer Beutegreifer durch betroffene Bevölkerungsgruppen am Beispiel des Luchses“. Schoof wird für seine Masterarbeit „Ziele und Kriterien der Vision ‚Wildnisgebiete‘ aus der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ ausgezeichnet. Die Preise sind mit jeweils 2.500 Euro dotiert.
Schoofs Arbeit liefert Grundlagen für eine Diskussion über Naturschutz in Deutschland: Er beschäftigt sich mit der Vision der „Wildnisgebiete“, die das Bundesministeriums für Umwelt 2007 in seiner Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt veröffentlichte. Demnach soll sich die Natur auf mindestens zwei Prozent der Landesfläche Deutschlands bis zum Jahr 2020 wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln. Der Forstwissenschaftler hat eine Strategie dazu erarbeitet, wie diese Vision umgesetzt werden kann. Er analysiert in seiner Arbeit den Wildnisbegriff, definiert Wildnisgebiete und beschreibt mögliche Konflikte. Darüber hinaus gibt er Empfehlungen für Managementrichtlinien, beispielsweise zum Umgang mit gebietsfremden Arten und dem Management von Schalenwild, zu dem Rehe zählen. Seine fächerübergreifende Studie greift unterschiedliche Perspektiven und Zugänge zum Thema auf und bindet diese in die Argumentation mit ein.
Lüchtraths Dissertation behandelt die Frage, wie betroffene Bevölkerungsgruppen die Rückkehr großer Beutegreifer wahrnehmen. Naturschützerinnen und Naturschützer freuen sich beispielsweise über in Deutschland frei lebende Luchse, während Interessensgruppen wie Jägerinnen und Jäger sowie Landwirtinnen und Landwirte Bedenken haben. Die Forscherin betrachtet die verschiedenen Standpunkte aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive und arbeitet die zentralen Fragen des Konflikts heraus: Für viele Jäger gehe es dabei um Machtverteilungen, die sie als ungerecht empfinden, und das traditionelle, Identität stiftende Berufsbild. Bei Landwirten sei die Frage nach finanzieller Entschädigung wichtig: Wer erstattet Kosten, die der Luchs verursacht und bezahlt zum Beispiel notwendige Zäune? Lüchtraths Studie zeigt, dass bei dem Konflikt nicht die Tiere, sondern soziale Aspekte im Mittelpunt stehen. Abschließend gibt sie Empfehlungen, wie die verschiedenen Gruppen das Problem zukünftig angehen sollten und lösen könnten.
Kontakt:
Nicolas Schoof
Institut für Forstwissenschaften
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203- 8604
E-Mail: nicolas.schoof@waldbau.uni-freiburg.de
Dr. Angela Lüchtrath
Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203- 3706
E-Mail: angela.luechtrath@ifp.uni-freiburg.de
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