Heimkehr in den Urwald
Freiburg, 29.05.2013
Was passiert, wenn ein Affe nicht mehr klettern kann? Oder wenn er nicht mehr weiß, welche Pflanzen ihm als Nahrungsquelle dienen? Vor derartigen Problemen stehen Forscherinnen und Forscher, die Auswilderungsprojekte betreuen, zum Beispiel im indonesischen Nationalpark Bukit Tigapuluh. Seit zehn Jahren arbeitet die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) daran, aus illegaler Haltung gerettete und vom Aussterben bedrohte Sumatra-Orang-Utans in ihren natürlichen Lebensraum zurückzubringen und dort anzusiedeln. Um den Fortbestand der Tierart sicherzustellen, erforschte Dr. Doris Kelle vom Institut für Forstwissenschaften der Universität Freiburg unter der Leitung von Dr. Peter Pratje (ZGF) für ihre Doktorarbeit das Verhalten von Orang-Utans in freier Wildbahn und entwickelte gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen ein Überlebensmodell für die Tiere.
Kelle ging unter anderem der Frage nach, welche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ansiedlung besonders wichtig sind. Sie forschte fast zwei Jahre in der Auswilderungsstation des ZGF in Indonesien und stellte fest, dass Orang-Utans, die fernab vom Regenwald in Gefangenschaft aufwuchsen und häufig verkümmerte Kletterfähigkeiten haben, schnell lernen müssen, sich in ihrem neuen Lebensraum anzupassen. Die Affen müssten daher erst in der so genannten Waldschule auf die neue Umgebung vorbereitet werden. Mit Früchten aus dem Wald, die an lange Stöcke gespießt werden, können sie in die Bäume gelockt und zum Klettern animiert werden. Ziel dieser Überlebensvorbereitung ist das Training für die selbstständige Nahrungssuche.
Aufgrund der Vermessung von 18.344 Bäumen, der viermonatigen Beobachtung des Alltags von Orang-Utans und der Auswertung von bereits vorhandenen Daten stellte die Forstwissenschaftlerin fest, dass die Baumarten Ficus, Parkia und Artocarpus für die Affen besonders wichtige Nahrungsquellen sind. Kelles Studien ergaben, dass ein für Orang-Utans besonders geeigneter Lebensraum vor allem in Sekundärwäldern zu finden ist, die man nach der Abholzung der natürlichen Regeneration überlässt. Der Schutz des natürlichen Lebensraumes der Sumatra Orang-Utans vor Abholzung sowie eine gut dokumentierte Auswilderung könnten zur Rettung der Menschenaffen beitragen.
Kelle studierte am Institut für Forstwissenschaften der Universität Freiburg und wurde im Arbeitsbereich Wildtierökologie und Wildtiermanagement bei Prof. Dr. Ilse Storch promoviert.
Kontakt:
Dr. Doris Kelle
Wildtierökologie und Wildtiermanagement
Institut für Forstwissenschaften
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-3799
E-Mail: doris.kelle@wildlife.uni-freiburg.de
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