Sprache in Raum und Zeit
Freiburg, 05.06.2012
Peter Auer, Linguistikprofessor an der Universität Freiburg und Co-Direktor der School of Language & Literature am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), ist für seine Arbeiten zur Sprache im Raum mit dem Landesforschungspreis Baden-Württemberg 2011 ausgezeichnet worden. Auer untersucht vor allem, wie sich die regionalen Unterschiede im Deutschen im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung verändern. Seine Ergebnisse sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die Ausbildung von Lehrpersonal bedeutend. Der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. Er wird am 20. Juli 2012 in Freiburg verliehen. „Ich freue mich sehr, dass der Landesforschungspreis zum dritten Mal in vier Jahren an einen herausragenden Wissenschaftler unserer Universität geht. Dies bestätigt unser Konzept, mit dem FRIAS Freiräume für die Spitzenforschung zu schaffen“, sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Albert-Ludwigs-Universität.
Peter Auer hat auf dem Gebiet der Strukturlinguistik, Sprachtypologie und Varietätenlinguistik moderne soziologische und kognitionswissenschaftliche Theorieansätze eingebracht. So hat er früher als seine Kolleginnen und Kollegen die Bedeutung der Prosodie, zum Beispiel der Silbenstruktur, in der Sprachbeschreibung erkannt und die Grundlagen für einen heute produktiven Forschungszweig gelegt. Mit seinen Arbeiten zur Gesprächsforschung ist er nicht nur bei der Diskursanalyse in Deutschland führend. Unter dem Schlagwort „Online-Syntax“ geht er neue Wege in der Beschreibung der Satzstruktur, indem er die psychologischen und interaktionalen Prozesse beim Sprechen analysiert. Auers aktuelles Forschungsinteresse gilt Dialekten und sozialen Varietäten. Er verbindet die traditionelle Dialektologie, insbesondere des südwestdeutsch-alemannischen Sprachraums, mit einer modernen Theorie der Varietätendynamik. Er verknüpft den Komplex mit Fragen der Migration und des Sprachkontaktes sowie mit neuesten Theorien zur Stereotypenforschung, Globalisierung und Urbanisierung. Anstelle überkommener Territorien-Vorstellungen stehen in Auers Forschung die soziale Konstruktion des „Anderen“, kollektive Wahrnehmungsprozesse und die kognitive Projektion von sozialen Gruppen im Vordergrund.
Zur Person:
Peter Auer wurde 1954 in Regensburg geboren. Er studierte Allgemeine Sprachwissenschaft, Linguistik des Deutschen und Soziologie sowie Psychologie an den Universitäten Köln, Konstanz und Manchester/England. Er wurde 1983 an der Universität Konstanz promoviert, 1988 folgte dort seine Habilitation. Nach Stationen als Hochschulassistent in Konstanz, der Vertretung des Lehrstuhls für Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität des Saarlandes und einer Professur für Deutsche Sprachwissenschaften an der Universität Hamburg ist er seit 1998 Professor für Germanistische Philologie (Linguistik) an der Universität Freiburg. Daneben war Peter Auer Mitbegründer und von 2006 bis 2012 Direktor des Freiburger Hermann-Paul-Centrums für Linguistik. Aktuell ist er Co-Direktor der School of Language & Literature des Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und Projektbetreuer im DFG-Graduiertenkolleg „Frequenzeffekte in der Sprache“.
Kontakt:
Prof. Dr. Peter Auer
Lehrstuhl für Germanische Philologie – Linguistik
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-97860
E-Mail: peter.auer@germanistik.uni-freiburg.de