Artikelaktionen

Sie sind hier: Startseite Newsroom Pressemitteilungen … Ökosystemleistungen für die …

Ökosystemleistungen für die Landwirtschaft

Vorschläge für eine gemeinsame Agrarpolitik der EU

Freiburg, 11.05.2012

Ökosystemleistungen für die Landwirtschaft

Quelle: Dr. Harald Schaich

Die Ökosysteme der Welt erbringen eine Vielzahl zentraler Beiträge zum menschlichen Wohlbefinden. Weltweit beschäftigen sich Initiativen mit der Frage: Wie können wir die Leistungen von Ökosystemen über Politikinstrumente sichern? In einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Conservation Letters plädiert ein Autorenteam der Universität Freiburg, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und des Ecologic Instituts dafür, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union als Instrument zur Sicherung von Ökosystemleistungen weiterzuentwickeln.

In ihrem Aufsatz „Mainstreaming ecosystem services through reformed European agricultural policies“ beklagen die Autoren der interdisziplinären Forschungsgruppe „Ökosystemleistungen“, dass die derzeitigen Reformvorschläge der EU-Kommission zur Neuausrichtung der Agrarpolitik die Erkenntnisse der Forschung über Ökosystemleistungen weitgehend unberücksichtigt lassen. Zwar sei die Bedeutung von Ökosystemleistungen von der EU-Kommission mittlerweile anerkannt, doch seien vor allem die ökonomischen Anreize, um die öffentlichen Güter zu sichern, bislang gering.

Um eine langfristige Produktivität zu sichern sowie die Ökosysteme zu erhalten, will die Europäische Kommission 30 Prozent der Direktzahlungen für Landbewirtschaftungsmethoden bereitstellen, die dem Klima- und Umweltschutz förderlich sind. Dies ist nach Ansicht der Autoren, zu denen mit Dr. Harald Schaich und Dr. Claudia Bieling zwei Mitarbeiter des Instituts für Landespflege der Universität Freiburg gehören, zwar der richtige Ansatz, sollte sich aber zur effizienten Förderung der ökologischen Leistungen der Landwirtschaft an folgenden Leitsätzen orientieren: Zahlungen sollten auf nachweisbaren Beiträgen zur Verbesserung konkreter Ökosystemleistungen und damit des gesellschaftlichen Wohlergehens beruhen. Die GAP sollte die Sicherung breiter „Bündel“ von Ökosystemleistungen fördern, um Zielkonflikte etwa zwischen Naturschutz und Klimaschutz zu minimieren. Förderziele sollten regional definiert werden und dadurch berücksichtigen, dass viele Ökosystemleistungen standortspezifisch sind. Darüber hinaus sollte die GAP die Kooperation zwischen Landwirten stärker fördern, da viele Ökosystemleistungen auf der Ebene ganzer Landschaften erbracht werden. Zahlungsprogramme sollten eine langfristige Finanzierungsperspektive eröffnen, um Ökosystemleistungen über einen längeren Zeitrahmen zu ermöglichen.

Für die Autoren besteht die zukünftige Herausforderung darin, einerseits die wirksame Bereitstellung eines breiten Spektrums von Ökosystemleistungen zu sichern und andererseits die Rolle der Landwirte als Landschaftspfleger zu stärken. „Wenn die zentralen Punkte der Ökosystemleistungs-Forschung in der laufenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik, des größten Agrarfördersystems der Welt, berücksichtigt werden, könnte sie weltweit ein Modell für eine nachhaltige Agrarpolitik schaffen“, sagt Schaich.

Plieninger T., Schleyer C, Schaich H, Ohnesorge B, Gerdes H, Hernández-Morcillo M, Bieling C (2012): Mainstreaming ecosystem services through reformed European agricultural policies. Conservation Letters, doi: 10.1111/j.1755-263X.2012.00240.x


Kontakt
Dr. Harald Schaich
Universität Freiburg
Institut für Landespflege
Tennenbacher Str. 4
Tel. 0761-203-3644
harald.schaich@landespflege.uni-freiburg.de
www.landespflege-freiburg.de