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Von der Realität zur Repräsentation und zurück

Mit einer architektonischen Installation bringen Design-Forscher wissenschaftliche Daten wieder in die Wirklichkeit

Freiburg, 20.03.2012

Von der Realität zur Repräsentation und zurück

Foto: Johanna Pingel

Wie produzieren Forscherinnen und Forscher Wissen? Wie entwerfen Designerinnen und Designer Realitäten? Und welche Rolle spielen wissenschaftliche Daten dabei? Diese Fragen haben Martin Brösamle, Zentrum für Kognitionswissenschaft der Universität Freiburg und Wissenschaftler im Projekt SpaceGuide des Sonderforschungsbereichs SFB/TR 8 Raumkognition, und Johanna Pingel, Grafikdesignerin und derzeit am Masterstudio Design & Institut Design- und Kunstforschung in Basel, zu einer datenbasierten Raum-Installation geführt. Die Idee ist, wissenschaftliche Daten, die durch Repräsentation aus der realen Welt extrahiert wurden, zurück in die Wirklichkeit zu bringen.

Im Projekt SpaceGuide wird das Thema Wegfindung und Orientierung in Gebäuden erforscht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen herausfinden, ob Architekten als Designexperten Stellen eines Gebäudes erkennen, an denen Nutzerinnen und Nutzer Schwierigkeiten haben könnten, sich zu orientieren. Dazu sollten die Architekten in Gebäudeplänen vermeintlich problematische Stellen identifizieren, indem sie die Stellen farblich markierten oder mit Hand- und Fingerbewegungen kenntlich machten. Die dabei entstandenen Gesten-Daten haben Brösamle inspiriert: Er hat die Daten genutzt sie in Form einer architektonischen Installation zurück in den Originalraum gebracht. Dazu wurden die Gesten-Daten vom Plan- auf den Originalmaßstab vergrößert und im Gebäude ausgelegt. Jede Linie, die nun im Gebäude zu sehen ist, entspricht einer Hand-, Finger- oder Stiftbewegung der befragten Architekten. Auf diese Weise verschmilzt die Repräsentation mit dem Original.

„Eigentlich handelt es sich um unsachgemäßen Umgang mit wissenschaftlichen Daten“, sagt Martin Brösamle. „Im Forschungsprozess werden Daten aus der Realität genommen und entsprechend der wissenschaftlichen Paradigmen bearbeitet. Wir kehren diesen Prozess um.“ Die Wissenschaft werde damit vom Beobachter zum Akteur. „Statt zu verstehen, wie die Welt funktioniert, nutzen wir die Eigenlogik unserer Forschung und entwickeln die Welt weiter“, sagt Johanna Pingel – ein Aspekt, der sie besonders interessiert habe: „Designforschung erforscht nicht die Welt, wie sie ist, sondern wie sie sein könnte.“

Präsentiert wird die Installation vom 16. bis 23. März 2012 in Günne (Möhnesee) im Rahmen des Interdisziplinären Kollegs (IK), das unter dem Motto „Emotion und Ästhetik“ steht. Das IK mit Wissenschaftlern der Neurobiologie, Neuroinformatik, Kognitionswissenschaft und Psychologie, Künstlichen Intelligenz, Robotik und Philosophie sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Industrie findet jährlich statt.

Seit 2003 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Sonderforschungsbereich SFB/TR 8 Spatial Cognition, der an den Universitäten Bremen und Freiburg angesiedelt ist. Beteiligte Disziplinen sind die Informatik, Psychologie und Sprachwissenschaften. Mehr als 70 Wissenschaftler gehen der Frage nach, wie Menschen und Roboter Wissen über ihre räumliche Umgebung erwerben und verarbeiten, wie sie sich in ihrem Umfeld zurechtfinden und wie sie Informationen über ihre Umgebung austauschen.

 

Weitere Informationen:

über Martin Brösamle
zum SFB/TR 8 Spatial Cognition


Kontakt:

Martin Brösamle
Zentrum für Kognitionswissenschaft
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-4972
Fax: 0761/203-4938
E-Mail: martinb@cognition.uni-freiburg.de

Julia Gantenberg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SFB/TR 8 Spatial Cognition
Tel.: 0421/218-64235
Fax: 0421/218-64239
E-Mail: gantenberg@sfbtr8.uni-bremen.de