Wenn der Zucker die Nieren erschlägt
Freiburg, 15.06.2011
Diabetes mellitus gehört zu den verbreitetsten Folgeerkrankung der modernen Zivilisation, nimmt in der Häufigkeit ständig zu und stellt damit die Medizin vor gewaltige Herausforderungen. Diabetes-Patienten sterben nicht direkt am erhöhten Zuckergehalt im Blut, sondern an Langzeitkomplikationen ihrer Erkrankung, weil der überhöhte Zucker Blutgefäße und Organe schädigt. Hiervon betroffen sind insbesondere die Nieren, was bis zum Verlust der Nierenfunktion und der Notwendigkeit einer Dialysebehandlung führen kann.
Der Nierenexperte Prof. Dr. Tobias Huber und sein Team am Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung für Nephrologie, haben mit Unterstützung des Freiburger Exzellenzclusters BIOSS – Centre for Biological Signalling Studies – einen Signalweg identifiziert, der das Fortschreiten der durch Diabetes verursachten Nierenerkrankung entscheidend beeinflusst. Das so genannte mTOR ist ein wichtiges Stoffwechselenzym, das von einfachen Organismen wie Hefe und Fadenwurm bis hin zum Menschen ähnliche Funktionen steuert, so auch Zellwachstum und Zellvermehrung. Diabetes führt zu einer Überaktivierung des mTOR-Signalweges, was eine Schädigung hochspezialisierter Nierenzellen nach sich zieht. Die Freiburger Forscher zeigten, dass die Aktivierung dieses Enzyms zwar wichtig für die regelgerechte Funktion der Nierenkörperchen während der embryonalen Entwicklung ist, dass aber die überschießende Aktivierung von mTOR durch einen bestehenden Diabetes zu einer folgenschweren Störung des Nierenfilters bis hin zum totalen Funktionsverlust führen kann. Durch die gezielte genetische Unterbrechung dieses Signalweges wurde nun erstmals ein Voranschreiten der Nierenerkrankung im Tiermodell gestoppt.
Diese für die medizinische Forschung spektakulären Ergebnisse wurden als Titelgeschichte in der neuen Ausgabe (Juni 2011) des renommierten Fachjournals Journal of Clinical Investigation publiziert. Sie geben Anlass zur Hoffnung, dass es in Zukunft möglich sein wird, eine Nierenerkrankung auch bei Patienten mit Diabetes zu verhindern.
Der komplex aufgebaute Nierenfilter, hier in 4000-facher Vergrößerung, ist besonders anfällig für Folgeschäden einer Diabetes-Erkrankung.
Björn Hartleben und Martin Helmstädter
Prof. Dr. Tobias B. Huber
Abteilung für Nephrologie und Allgemeinmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
und BIOSS –Centre for Signalling Biological Studies
Universität Freiburg
Tel.: 0761/270-35590 oder 0761/270 63460203
E-Mail: tobias.huber@uniklinik-freiburg.de