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200 Videos gegen das Vergessen

Linguisten der Universität Freiburg erforschen einen vom Aussterben bedrohten Dialekt der Sprache Komi

Freiburg, 15.03.2017

200 Videos gegen das Vergessen

Quelle: Universität Freiburg

Die Komi-Ischemzen im europäischen Teil Nordrusslands geben ihren Dialekt nur noch selten an die folgende Generation weiter. Sprachwissenschaftler der Universität Freiburg haben diesen in einem Projekt mit der Universität Uppsala/Schweden und der Akademie für staatliche Verwaltung der Republik Komi in Syktyvkar/Russland in einer Video-Datenbank festgehalten.

Quelle: Universität Freiburg

Weniger als 200.000 Menschen beherrschen die Sprache Komi. Ihr Ursprung liegt im östlichsten Europa, in der Region zwischen der Barentssee und dem Uralgebirge. Der Linguist Dr. Michael Rießler vom Skandinavischen Seminar der Universität Freiburg dokumentiert mit seiner Freiburger Arbeitsgruppe und zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Uppsala/Schweden sowie der Akademie für staatliche Verwaltung der Republik Komi in Syktyvkar/Russland den Dialekt der Komi-Ischemzen, der in der Republik Komi sowie in mehreren Sprachinseln außerhalb der Republik gesprochen wird. Komi bildet mit dem Finnischen und dem Ungarischen eine Sprachfamilie. Der Dialekt der Komi-Ischemzen ist – ebenso wie die Standardsprache – vom Aussterben bedroht. Das Team hat sich von der Bevölkerung im europäischen Teil Nordrusslands auf Komi von ihrem Leben erzählen lassen. Knapp 200 Videos und transkribierte Gespräche sind auf diese Weise entstanden, die die Forschenden in einer frei zugänglichen Datenbank nach und nach veröffentlichen.

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Die Videos wurden in Komi, Russisch und Englisch transkribiert und auch die Internetpräsenz der Datenbank ist in mehreren Sprachen verfügbar. Somit können sich Linguistinnen und Linguisten weltweit sowie andere Interessierte in- und außerhalb der Republik Komi mit den Aufnahmen befassen. Das Projekt wurde von 2014 bis 2016 von der Kone Foundation in Finnland mit 175.000 Euro finanziert.

Für Michael Rießler geht die Arbeit weiter: Als Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) wird er zusammen mit seiner Gruppe die Aufnahmen auswerten und dabei besonders das Verhältnis von Standardsprache und Dialekten der Komi untersuchen. Dieses Vorhaben wird ebenfalls von der Kone Foundation finanziert. Das Ziel ist, die variierenden grammatikalischen Regeln der unterschiedlichen Spielarten der Sprache zu verstehen. Dazu werden die Wissenschaftler ihre eigenen Aufnahmen mit älteren Dialektaufnahmen sowie in Standard-Komi verfassten literarischen Werken und Zeitungstexten zu einem mehrere Millionen Wörter umfassenden Sprachkorpus vereinen und diese Daten mit computerlinguistischen Methoden analysieren.

Sonja Seidel

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