Sprachbegabte, Higgs-Teilchen, mobile Lebenswelten
Freiburg, 22.08.2014
v.l.n.r.: Juniorprofessorin Dr. Anna Lipphardt, Juniorprofessor Dr. Harald Ita und Juniorprofessorin Dr. Adriana Hanulíková Fotos: privat
Erfolg für drei Freiburger Anträge im Juniorprofessuren-Programm des Landes Baden-Württemberg: Die Juniorprofessorinnen Dr. Adriana Hanulíková und Dr. Anna Lipphardt sowie der Juniorprofessor Dr. Harald Ita erhalten in den kommenden drei Jahren insgesamt knapp 350.000 Euro für ihre Projekte. Davon kommen etwa 290.000 Euro vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, die Universität Freiburg steuert circa 60.000 Euro bei. Das Programm unterstützt Forschungsprojekte von Juniorprofessoren an Universitäten, Kunst- und Musikhochschulen sowie Pädagogischen Hochschulen des Landes. Bis zu 150.000 Euro können je Antrag bewilligt werden, wobei die Hochschulen einen Eigenbeitrag von mindestens 15 Prozent leisten. Die Förderdauer ist auf drei Jahre befristet.
Adriana Hanulíková, Deutsches Seminar
Sind gute Hörer die besten Sprecher? Verhaltens- und neuronale Basis der Sprachbegabung
Was macht einen guten Hörer aus, und ist ein guter Hörer automatisch ein guter Sprecher? Psycholinguistische Theorien zur Verarbeitung gesprochener Sprache nehmen kaum Rücksicht auf individuelle Unterschiede. Dabei können gute Hörer nicht nur bessere Leistung zeigen, sondern auch auf unterschiedliche Art und Weise die Bedeutung von Wörtern aus der gesprochenen Sprache ableiten. Ziel des Projekts ist es, die individuellen Unterschiede in der Sprachwahrnehmung und Sprachproduktion bei jungen Erwachsenen aus verschiedenen sozioökonomischen Hintergründen zu untersuchen. Dabei will Hanulíková erarbeiten, welche kognitiven und linguistischen Fähigkeiten die Beziehung zwischen Verstehens- und Produktionsleistung auf unterschiedlichen linguistischen Ebenen am besten erklären können. Ein zweites Ziel des Projekts ist es, die neuronale Basis der Sprachfertigkeiten in der Produktion und Wahrnehmung zu erforschen, insbesondere die Rolle der auditiven und motorischen Systeme.
Harald Ita, Physikalisches Institut
Naturgesetze im Hoch-Energietest: Automatische Berechnung von Quanteneffekten zu Kollisionen elementarer Teilchen
Die Entdeckung des Higgs-Teilchens am Large Hadron Collider (LHC) am CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung, stellt nicht nur einen Höhepunkt für die Teilchenphysik dar. Sie schafft neue Möglichkeiten, die bekannten Naturgesetze auf die Probe zu stellen. Unter der Annahme, dass sich erste Anzeichen neuer physikalischer Effekte in den Wechselwirkungen der schwersten fundamentalen Teilchen niederschlagen, will Ita Quanteneffekte zu seltenen Kollisionen berechnen, in denen Higgs-Teilchen, Top Quarks, also die schwersten elementaren Teilchen, oder neue Teilchenarten kurzfristig entstehen. Da die Zerfallsprozesse der schwersten Teilchen vielschichtig sind, zählten solche Berechnungen noch vor Kurzem zu unüberwindbaren Herausforderungen in den Quantenfeldtheorien. Wie Ita mit seinem internationalen Team in den vergangenen Jahren gezeigt hat, lässt sich diese Hürde knacken, wenn die Entwicklung von neuen mathematischen Methoden vorangetrieben wird. Der Forscher will nun durch die automatisierte Anwendung der neuen Methodik weitere wichtige Vergleichswerte für die Experimente am LHC bereitstellen.
Anna Lipphardt, Institut für Volkskunde
„Moving Targets“ und mobile Lebenswelten: Die Minderheit der Jenischen und der Zirkus im Kontext von Mobilitäts- und Aufenthaltsregimen
Das Projekt befasst sich am Beispiel der Jenischen, einer Minderheit mit mobiler Tradition, und des Zirkus, dessen Angehörige als Berufsreisende gelten, mit gegenwärtigen Mobilitätspolitiken, -praktiken und -erfahrungen in Europa. Auf Basis einer empirischen Vergleichsstudie zu Jenischen in Deutschland und der Schweiz sowie einer Politikfeldanalyse zu Stand- und Durchgangsplätzen in Deutschland will Lipphardt zum einen aufzeigen, wie Mobilitäts- und Aufenthaltsregime sich gegenseitig bedingen. Zum anderen will sie die daraus hervorgehenden Reiserouten sowie die Gestaltung mobiler Lebenswelten und Praktiken der Raumaneignung erforschen. Über die Einbindung in die von Lipphardt geleitete Nachwuchsforschergruppe Cultures of Mobility in Europe (COME) und Kooperationen mit Forscherinnen und Forschern, die zu anderen Gruppen so genannter „occupational travellers“ oder „traveller minorities“ arbeiten, will das Vorhaben zu einem systematischen, gruppenübergreifenden Vergleich innerhalb der Europäischen Union beitragen.
Kontakt:
Juniorprofessorin Dr. Adriana Hanulíková
Deutsches Seminar
Tel.: 0761/203-9341
E-Mail: adriana.hanulikova@germanistik.uni-freiburg.de
Juniorprofessor Dr. Harald Ita
Physikalisches Institut
Tel.: 0761/203-8407
E-Mail: harald.ita@physik.uni-freiburg.de
Juniorprofessorin Dr. Anna Lipphardt
Institut für Volkskunde
Tel.: 0761/203-97625
E-Mail: anna.lipphardt@eu-ethno.uni-freiburg.de
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