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Sucht nach Schmerzmitteln

Pharmazeut Michael Müller fordert eine bessere Aufklärung von Ärzten, Apothekern und Patienten

Freiburg, 25.11.2019

Sucht nach Schmerzmitteln

Foto: Alexander Raths/stock.adobe.com

Vom Erstrezept bis zur Sucht in nur drei Wochen? Möglich ist das bei Schmerzmitteln, die Opioide enthalten. Das Fatale: In den USA verschreiben Ärztinnen und Ärzte solche Medikamente seit der Jahrtausendwende verstärkt und bereits bei geringen Schmerzen. Seitdem ist die Zahl von Personen, die von Opioiden abhängig sind, drastisch gestiegen. Dieses Problem hat ganze Landstriche in den USA erfasst und ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. „Die Gefahr von Schmerzmitteln abhängig zu werden, ist auch in Deutschland gegeben, insbesondere weil bestimmte opioidhaltige Medikamente hierzulande vermehrt verschrieben werden“, warnt Prof. Dr. Michael Müller von der Universität Freiburg.

Dass die Entwicklung so gravierend wie in den USA verlaufen könnte, wo Überdosierungen von Drogen, zu denen auch manche Opioide zählen, inzwischen die häufigste Todesursache von US-Bürgerinnen und -Bürgern unter 50 Jahren sind, bezweifelt Müller zwar, hält es aber „in einem abgeschwächten Ausmaß für durchaus möglich.“ Schützen können sich Laien indes kaum. Patientinnen und Patienten seien in diesem Fall auf den Ratschlag ihrer Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker angewiesen. „Sagen die nicht nach zwei bis drei Wochen ‚Stopp‘, gerät der Patient möglicherweise in eine Abhängigkeit“, erläutert Müller.

In Deutschland gab es  bis vor wenigen Jahrzehnten eher eine Unterversorgung an Schmerzmitteln, weil die Sorge vor Abhängigkeiten sowohl für Ärzte als auch für Patienten zu groß war. Zudem gibt es einen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erarbeiteten Stufenplan nach dem bestimmte Medikamente verschrieben werden. „Bei einfachen Schmerzen sollten keine Arzneien mit Opioiden verschrieben werden.“ Ganz anders sehe das in den USA aus, wo eigentlich der gleiche Stufenplan wie in Deutschland existiert: „Dort gilt die moderne Medizin als Heilsversprecher, die es grundsätzlich erlaubt, schmerzfrei zu sein.“

Die Substanz, um die es vorrangig geht, heißt Oxycodon. Als Schmerzmittel sei es äußerst effektiv und könne, richtig angewandt, ein sehr wirkungsvolles Medikament in der Therapie sein, betont Müller. Dennoch sollte vor dem hohen Suchtpotential verstärkt gewarnt werden. „Abhängigkeit als Nebenwirkung muss mehr im Bewusstsein von Ärzten, Apotheker und Patienten verankert sein.“

Michael Müller ist seit 2004 Professor für Pharmazeutische und Medizinische Chemie an der Albert-Ludwigs-Universität. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Erkundung der Wege, auf denen natürliche Wirkstoffe gebildet werden (Biosynthese), und die Übertragung dieser in das chemische Labor (biomimetische Synthese). Müller referiert unter anderem auch an Schulen, um über die Risiken der neuen synthetischen Drogen zu informieren.




Prof. Dr. Michael Müller

Institut für Pharmazeutische Wissenschaften
Lehrstuhl für Pharmazeutische und Medizinische Chemie
Albertstrasse 25, 79104 Freiburg

Tel.: +49 (0)761 / 203-6320
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