Fünf Jahre nach der Havarie der Costa Concordia
Freiburg, 11.01.2017
Die auf Grund liegende Costa Concordia im Hafen von Giglio. Foto: Rvongher / Wikimedia Commons https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Ein kenterndes Schiff, Horrorszenen wie beim Untergang der Titanic: So endete am 13. Januar 2012 die Mittelmeer-Kreuzfahrt des Schiffes Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio. Der expandierenden Kreuzfahrtbranche schadete dies nicht, sagt der Freiburger Marketing-Experte Prof. Dr. Dieter Tscheulin: „Das Gedächtnis der Touristik-Kundinnen und -Kunden ist kurz. Weder Flugzeugabstürze noch Naturkatastrophen halten die Reisenden davon ab, ihren Traum vom Urlaub unter Palmen zu verwirklichen.“
Nachdem in den ersten Tagen nach der Havarie rückgängige Buchungszahlen zu verzeichnen gewesen seien, habe die US-amerikanische Reederei Carnival Cruises sofort von einem lediglich kurzzeitigen Einbruch gesprochen. „Damit sollte der Kreuzfahrtveranstalter Recht behalten: Jährliche Zuwachsraten von durchschnittlich um die sieben Prozent lassen vielmehr vermuten, dass auch für die Costa-Havarie die alte Marketing-Weisheit ‚any publicity is good publicity‘ gilt“, erklärt Tscheulin. Aktuell haben mehr als 1,8 Millionen Reisende aus Deutschland eine Kreuzfahrt gebucht – 400.000 mehr als noch vor fünf Jahren zum Zeitpunkt vor dem Untergang der Costa Concordia. „Es darf vermutet werden, dass der Trend sich fortsetzen wird.“ Die Auftragsbücher der auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen spezialisierten Werften seien voll. Tscheulins Fazit: „Jeden Tag ein anderer Urlaub, viele Orte sehen und trotzdem nur einmal den Koffer packen – die Argumente für den Urlaub auf See sind vielfältig und schlagkräftig. Der Boom wird weitergehen!“
Dieter Tscheulin ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören branchenspezifisches Marketing, Tourismusmarketing, Management im Gesundheitswesen, Marktforschung und Preismanagement.