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Hochwasser und Sturzfluten

Der Hydrologe Markus Weiler erklärt, warum Starkregenereignisse häufiger vorkommen und stärker sind

Freiburg, 03.06.2016

Hochwasser und Sturzfluten

Foto: Thaut Images/Fotolia.com

In den vergangenen Tagen waren viele Städte und Gemeinden in Deutschland und im nahen Ausland von schweren Sturzfluten betroffen. „Wir müssen fast jedes Jahr erwarten, dass irgendwo im Land Baden-Württemberg eine extreme Sturzflut stattfinden wird“, sagt der Freiburger Hydrologe Prof. Dr. Markus Weiler. „Wissenschaftlich können höhere Temperaturen durch den Klimawandel erklären, warum solche Ereignisse verstärkt und häufiger auftreten.“ Dadurch werde in der Atmosphäre mehr Wasser gespeichert, was dann zu intensiveren Niederschlägen und Starkregen führen kann.

Meist seien kleinräumige, extreme konvektive – das heißt kurz andauernde und heftige –Starkniederschläge oder Gewitter die Ursache von Sturzfluten, die dann je nach Topografie, Ortslage, Böden und Landnutzung zu extremen Abflüssen führen. Im Gegensatz zu Flusshochwassern, die sich großräumig und zeitlich über mehrere Stunden oder sogar Tagen entwickeln, würden derartige Sturzfluten örtlich begrenzt und innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden auftreten. „Diese Ereignisse sind bisher leider nicht konkret zeitlich und örtlich vorhersagbar“, so Weiler. „Meteorologinnen und Meteorologen können nur die Wahrscheinlichkeit vorhersagen, dass sich in gewissen Regionen solche Starkregen bilden können.“ Insbesondere bei den lokalen konvektiven Ereignissen erhöhe sich die Niederschlagsintensität um bis zu 14 Prozent bei einer durchschnittlichen Temperaturerhöhung um 1° Celsius.

Markus Weiler ist Professor für Hydrologie und erforscht in einem Forschungsprojekt für die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg diese Veränderungen und Fragen zum Thema Hochwasser und Sturzfluten, insbesondere die lokalen Unterschiede der Abflussbildung bei Starkregen. Daraus resultieren hochaufgelöste, landesweite Karten, die für verschiedene Szenarien die Abflussmenge berechnen, die lokal bei Starkregen gebildet wird. Diese Information sollen für das „Kommunale Starkregenrisikomanagement“ genutzt werden, das das Land erarbeitet. „Sturzfluten können nicht gezielt vorhergesagt werden, aber es können Maßnahmen wie zum Beispiel Bauvorsorge, Selbstschutzmaßnahmen der Betroffenen oder Lenkung und Leitung von Sturzfluten ergriffen werden, um die Schadenshöhe der Gemeinden merklich zu reduzieren“, erläutert Weiler. „Dies wird aber nur möglich sein, wenn die Hydrologie entsprechende Modelle entwickelt und Daten für ein adäquates Starkregenrisikomanagement bereitstellt.“

Markus Weiler ist am Wochenende nur per E-Mail erreichbar, markus.weiler@hydrology.uni-freiburg.de. Ab Montag können Sie auch sein Sekretariat kontaktieren, Tel.: 0761/203-3530 und -9275.