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Mick, Keith, Ronnie und Charlie rocken in Freiburg

Die Universität übernimmt eine Sammlung zu der Band „The Rolling Stones" mit mehr als 15.000 Tonträgern

Freiburg, 27.03.2017

Mick, Keith, Ronnie und Charlie rocken in Freiburg

Foto: Sandra Meyndt

Das Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Albert-Ludwigs-Universität übernimmt eine wohl einzigartige Sammlung: Die „Reinhold Karpp Rolling Stones Collection" umfasst mehr als 15.000 Tonträger, dazu eine Vielzahl von Büchern, Zeitungsausschnitten, Fankorrespondenz und Merchandise-Produkten, die von Basecaps über Spielzeug bis hin zu Uhren, Telefonkarten und sogar einem Flipperautomaten reichen.

Noch stehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Zentrums ganz am Anfang ihrer Arbeit – welche weiteren Kleinode der Populärkultur und -musik sich noch in den gut 100 Kartons verstecken, wird sich erst nach und nach zeigen. Die Familie des 2012 verstorbenen Sammlers Reinhold Karpp stellt das Depositum zunächst für zehn Jahre der Universität Freiburg zur Verfügung. Karpp war es ein Anliegen, dass die Sammlung als Einheit bestehen bleibt. „Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Familie Karpp dafür, dass sie diese großartige Kollektion dem ZPKM zur Verfügung stellt. Diese Entscheidung ist für uns ein großer Erfolg, denn sie zeigt, wie viel Anerkennung unser erst im Jahr 2014 gegründetes Zentrum in kürzester Zeit für seine Arbeit erworben hat", sagt Prof. Dr. Gunther Neuhaus, Prorektor für Forschung der Universität Freiburg.

Reinhold Karpp wohnte in Windhagen bei Bonn. Seine große Leidenschaft für die Rolling Stones begann bereits Mitte der 1960er Jahre. Damals war er Schüler eines strengen Jungeninternats auf der Nordseeinsel Spiekeroog und die Musik der Rolling Stones sprach seinen Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit wie keine andere an. 1964 sah er die Rolling Stones zum ersten Mal live – in Blackpool/England. Seither sammelte er alles, was er von der britischen Rockband finden konnte. „Sein Hauptinteresse galt immer der Musik der Band und insbesondere den Vinylplatten", sagt seine Tochter Annette Karpp. Persönlich kennenlernen wollte ihr Vater die Stones nie, das hätte er als aufdringlich empfunden. Bis die Sammlung ihren Weg ins ZPKM fand, hatte sie ihren Platz im Dachgeschoss des Familienhauses in Windhagen – eine ganze Etage nur für die Rolling Stones. Seine Sammlungsgegenstände kaufte Karpp häufig auf großen Plattenbörsen, zum Beispiel in Utrecht/Niederlande. Dazu, aber auch zu den gut 130 Konzerten, die er im Lauf seines Lebens besuchte, nahm er gern seine Frau Arleen oder seine drei Töchter – Sabine, Annette und Katharina – mit.

Für das ZPKM zeugt die Kollektion nicht nur von der Leidenschaft eines Sammlers, sondern auch von der Ausdifferenzierung des Populären sowie den Strategien der Musik¬vermarktung. „Der Wert der Sammlung ist aus kulturgeschichtlicher Perspektive hoch, gerade weil sie nicht nur Tonträger umfasst, sondern diese vielen – auf den ersten Blick vielleicht kurios erscheinenden – Gegenstände populärer Kultur", sagt Dr. Dr. Michael Fischer, Geschäftsführender Direktor des ZPKM. Die „Reinhold Karpp Rolling Stones Collection" zeige deshalb auch, wie wichtig die Medialität und Materialität für die Erforschung populärer Kulturen überhaupt ist: Musik „materialisiert" sich in Platten, CDs oder DVDs, aber auch in Form von Fanartikeln, Plakaten oder Fotos. „Neben der Musik können mit der Sammlung zudem soziale Praktiken untersucht werden, wie Star- und Fankulturen oder unterschiedliche Formen, sich populäre Musik anzueignen – bis hin zur Tätigkeit des Sammelns und Ordnens", sagt Fischer.

Die Sammlung steht zukünftig der Wissenschaft und Forschung zur Verfügung. In mittelfristiger Perspektive sollen die Exponate auch der Öffentlichkeit in einer Ausstellung gezeigt werden.

Hintergrundinformationen:
Das Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) wurde im Jahr 2014 gegründet. Es ist aus dem traditionsreichen Deutschen Volksliedarchiv hervorgegangen. Das Zentrum umfasst Sammlungen zu allen Genres und Gattungen populärer Musik, neben der 1914 gegründeten Sammlung „Deutsches Volksliedarchiv" sind das Deutsche Musicalarchiv und das Popmusikarchiv hervorzuheben. Diese Sammlungen bilden die Forschungsgrundlage des Zentrums und ermöglichen Grundlagenforschung, wollen aber in gleicher Weise die populäre Musik von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart dokumentieren und als Kulturerbe bewahren.

Kontakt:
Dr. Dr. Michael Fischer
Zentrum für Populäre Kultur und Musik
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/70503-15
E-Mail: